Beständige Praxis - richtige Praxis

Der Vortrag wurde in Wat Wana Potiyahn gegeben, einem der vielen Zweigklöster von Ajahn Chahs Hauptkloster Wat Pah Pong.


Das Kloster hier ist gewiss sehr friedvoll, aber das bedeutet überhaupt nichts, wenn unser Geist nicht ruhig ist. Alle Orte sind friedvoll. Dass einige uns als sehr zerstreuend erscheinen, liegt an unserem Geist. Andererseits kann ein ruhiger Ort dabei behilflich sein, selbst ruhig zu werden, indem er uns die Gelegenheit gibt, zu üben und mit seiner Ruhe zu harmonisieren.

Ihr solltet alle bedenken, dass diese Praxis sehr schwierig ist. Sich in anderen Dingen zu üben, ist leicht, aber der menschliche Geist lässt sich nur schwerlich trainieren. Der Buddha trainierte seinen Geist. Der Geist ist der allerwichtigste Gegenstand. Alles innerhalb dieses Körper-Geist-Systems trifft letztlich im Geist zusammen. Augen, Ohren, Nase, Zunge und Körper empfangen Empfindungen und geben sie an den Geist weiter, den Überwacher der anderen Sinnesorgane. Deshalb ist es wichtig, dass man den Geist trainiert. Hat man den Geist ausreichend trainiert, gibt es keine Probleme mehr. Wenn es trotzdem noch Probleme gibt, dann liegt das daran, dass der Geist immer noch zweifelt; er erkennt nicht der Wahrheit gemäß. Darum gibt es Probleme.

Macht Euch also bewusst, dass Ihr alle völlig ausreichend für die Dhamma-Praxis vorbereitet seid. Ob im Stehen, Sitzen, Gehen oder Liegen - die Werkzeuge, die Ihr benötigt, um zu praktizieren, sind bereitgestellt, wo auch immer Ihr Euch befindet. Sie sind da, genau wie der Dhamma. Der Dhamma ist etwas, was überall vorhanden ist. Gerade hier, auf dem Land oder im Wasser... wo auch immer... der Dhamma ist immer da. Der Dhamma ist perfekt und vollständig; was nicht vollständig, ist, ist unsere Praxis.

Der Erhabene, der völlig erleuchtete Buddha, lehrte eine Möglichkeit, mit der wir alle praktizieren und diesen Dhamma erkennen können. Es ist keine große Sache, nur eine kleine Sache, aber sie ist richtig. Schaut Euch zum Beispiel Haare an. Wenn wir nur eine Haarsträhne kennen, dann kennen wir alle, sowohl unsere eigenen als auch die von anderen. Wir wissen, dass es sich einfach um Haar handelt. Indem man eine Haarsträhne kennt, kennt man sie alle.

Oder betrachtet einen Menschen. Wenn wir die wahre Natur aller Zustände in uns selbst sehen, dann kennen wir ebenfalls alle anderen Menschen auf der Welt, denn alle Menschen sind sich ähnlich. Dhamma ist genauso. Es ist eine kleine Sache, aber dennoch groß. Das bedeutet, sieht man die Wahrheit eines Zustandes, dann sieht man sogleich alle anderen. Wenn wir die Wahrheit erkennen, wie sie ist, dann sind alle Probleme beendet.

Trotz allem ist das Training schwierig. Und warum ist das so? Es ist schwierig aufgrund des Verlangens, tanha. Wenn man nichts will, dann praktiziert man nicht. Aber wenn man auf der Grundlage des Verlangens praktiziert, dann wird man den Dhamma nicht sehen. Denkt alle darüber nach. Wenn Ihr nicht praktizieren wollt, dann könnt Ihr nicht praktizieren. Zuerst muss man wirklich praktizieren wollen, um überhaupt mit der Praxis anzufangen. Ob Ihr jetzt vorwärts geht oder rückwärts, überall trefft Ihr auf Verlangen. Deshalb haben die Praktizierenden schon von alters her gesagt, wie extrem schwierig diese Praxis auszuführen ist.

Dhamma sieht man nicht auf der Grundlage von Verlangen. Manchmal ist das Verlangen sehr stark; Ihr wollt sofort den Dhamma sehen, aber der Dhamma ist nicht Euer Geist - und Euer Geist ist noch nicht Dhamma. Der Dhamma ist eine Sache, und der Geist ist eine andere. Es verhält sich nicht so, dass Dhamma all das ist, was Ihr mögt, und alles davon ausgeschlossen ist, was Ihr nicht mögt. Auf diese Weise geht das nicht.

In Wirklichkeit ist unser Geist einfach ein Gegenstand in der Natur, wie ein Baum im Wald. Wenn man ein Brett oder einen Balken benötigt, dann bekommt man das von einem Baum, aber der Baum bleibt immer noch ein Baum. Er ist noch kein Balken oder ein Brett. Ehe er uns von Nutzen sein kann, müssen wir den Baum nehmen und ihn in Balken oder Bretter zersägen. Es ist derselbe Baum, aber er wird in etwas anderes transformiert. Eigentlich handelt es sich einfach um einen Baum, einen Gegenstand in der Natur. Aber in seinem rohen Zustand ist er von wenig Nutzen für jemanden, der Bauholz benötigt. Mit unserem Geist ist es genauso. Er ist ein Gegenstand in der Natur. Als solcher nimmt er Gedanken wahr, trifft Unterscheidungen, ob etwas schön oder hässlich ist usw. Dieser Geist muss noch weiter trainiert, werden, wir können ihn nicht einfach sich selbst überlassen. Er ist ein Gegenstand in der Natur... Übt ihn soweit, bis ihr realisiert, dass er ein Gegenstand in der Natur ist. Verbessert diesen Aspekt der Natur, sodass er unseren Bedürfnissen angepasst ist; was dem Dhamma entspricht. Dhamma ist etwas, was praktiziert und nach innen gebracht werden muss.

Wenn Ihr nicht praktiziert, werdet Ihr nichts erkennen. Offen gesagt, nur durch Lesen oder Studieren werdet Ihr den Dhamma nicht kennen lernen. Und wenn Ihr ihn kennen solltet, dann ist Euer Wissen immer noch unvollständig. Nehmt zum Beispiel den Spucknapf hier. Jeder weiß, dass es ein Spucknapf ist, aber Ihr kennt den Spucknapf nicht vollständig. Und warum nicht? Wenn ich diesen Spucknapf als Kochtopf bezeichnen würde, was würdet Ihr dann sagen? Angenommen, ich sagte jedes Mal, wenn ich darum bitten würde: "Bring bitte mal den Kochtopf herüber", das würde Euch verwirren. Und warum? Weil Ihr den Spucknapf nicht wirklich vollständig kennt. Wenn dem so wäre, dann gäbe es kein Problem. Ihr würdet einfach das Objekt nehmen und es mir herüberreichen, denn in Wirklichkeit gibt es keinen Spucknapf. Versteht Ihr das? Es ist nur ein Spucknapf aufgrund einer gesellschaftlichen Konvention. Diese Konvention wird überall im Land akzeptiert, also ist es ein Spucknapf. Aber es gibt keinen wirklichen 'Spucknapf'. Wenn jemand ihn als Kochtopf bezeichnen will, dann kann es ein Kochtopf sein. Es kann alles mögliche sein, wie auch immer Ihr ihn bezeichnet. Dies bezeichnet man als begriffliche Vorstellung. Würden wir den Spucknapf vollständig kennen, gäbe es kein Problem, selbst wenn ihn jemand als Kochtopf bezeichnen würde. Wir sind nicht beunruhigt davon, wie andere ihn bezeichnen, weil wir seiner wahren Natur gegenüber nicht blind sind. Wer so betrachtet, kennt den Dhamma.

Nun lasst uns zu uns selbst zurückkommen. Angenommen, jemand sagt: "Du bist verrückt!" Oder: "Du bist dumm!" Selbst wenn es nicht wahr wäre, Ihr würdet Euch nicht so gut fühlen. Alles wird schwierig wegen unseres Ehrgeizes, etwas haben oder erlangen zu wollen. Aufgrund dieser Wünsche und weil unser Wissen nicht der Wahrheit entspricht, erfahren wir keine Zufriedenheit. Wenn wir den Dhamma erkennen und dem Dhamma gemäß erleuchtet sind, dann werden Gier, Aversion und Täuschung verschwinden. Wenn wir die Dinge so verstehen, wie sie sind, dann gibt es für sie nichts, auf das sie sich stützen könnten.

Warum ist die Praxis so mühsam und schwierig? Aufgrund des Verlangens. Sobald wir uns hinsetzen und meditieren, wollen wir friedvoll werden. Wenn wir keinen Frieden finden wollten, dann würden wir nicht sitzen, wir würden nicht praktizieren. Sobald wir sitzen, muss der Friede sofort da sein; aber der Drang, den Geist beruhigen zu wollen, führt zu Konfusion, und folglich fühlen wir uns rastlos. So funktioniert das. Deshalb sagt der Buddha: "Sprich nicht mit Verlangen, sitz nicht mit Verlangen, geh nicht mit Verlangen,... Was auch immer Du machst, tu es nicht mit Verlangen." Verlangen bedeutet Wollen. Wenn Ihr etwas nicht tun wollt, so werdet Ihr es nicht tun. Wenn unsere Praxis an diesen Punkt gelangt, dann können wir ganz schön entmutigt werden. Wie sollen wir uns hinsetzen, ist Verlangen im Geist.

Gerade deswegen sind Körper und Geist so schwer zu beobachten. Wenn sie weder ein Selbst sind noch zu einem Selbst gehören, wohin gehören sie dann? Dieses Problem ist nur schwer zu lösen; wir müssen auf Weisheit vertrauen. Der Buddha sagt, wir sollen das 'Loslassen' praktizieren. Diese 'Praxis des Loslassens' ist nur schwer zu verstehen, nicht wahr? Wenn wir loslassen, dann hören wir auf zu praktizieren, oder? ...Denn wir haben ja losgelassen.

Nehmt einmal an, wir würden auf dem Markt ein paar Kokosnüsse kaufen, und auf dem Heimweg fragt uns jemand: "Wofür hast Du die Kokosnüsse gekauft?" "Um sie zu essen." "Willst Du die Schalen ebenfalls essen?" "Nein." "Das glaub ich Dir nicht. Wen Du die Schalen nicht essen willst, warum hast Du sie dann zusätzlich gekauft?"

Nun, was sagt man darauf? Wie beantwortet man diese Frage? Wir praktizieren mit Verlangen. Hätten wir nicht das Verlangen danach, dann würden wir nicht praktizieren. Praxis mit Verlangen ist tanha. Durch diese Art der Kontemplation kann Weisheit entstehen. Zum Beispiel diese Kokosnüsse: Werdet Ihr die Schalen ebenfalls essen? Natürlich nicht. Und warum nehmt Ihr sie dann? Weil die Zeit noch nicht gekommen ist, sie weg zu werfen. Sie sind nützlich, um die Kokosnuss darin einzupacken. Wenn Ihr die Schalen wegwerft, nachdem Ihr die Kokosnuss gegessen habt, dann gibt es kein Problem.

Mit unserer Praxis ist es genauso. Der Buddha sagte: "Handle nicht mit Verlangen, sprich nicht mit Verlangen, iss nicht mit Verlangen." Stehen, Gehen, Sitzen oder Liegen... was auch immer... tu es nicht mit Verlangen. Das bedeutet, es mit innerem Abstand zu tun. Es ist genau das gleiche, wenn man Kokosnüsse auf dem Markt kauft. Wir werden die Schalen nicht essen, aber es ist auch noch nicht an der Zeit, sie weg zu werfen. Zuerst behalten wir sie. So geht das mit der Praxis. Konventionelle Realität und Transzendenz existieren gemeinsam, wie bei einer Kokosnuss. Das Fruchtfleisch, die sie umhüllende Haut und die Schale sind eine Einheit. Wenn, wir sie kaufen, dann kaufen wir das ganze Ding. Wenn jemand uns vorwirft, wir würden Kokosnussschalen essen, dann ist das ihre Angelegenheit. Wir sind uns dessen bewusst, was wir tun.

Weisheit ist etwas, was von jedem einzelnen gefunden werden muss. Um sie zu sehen, dürfen wir weder schnell noch langsam gehen. Was sollen wir tun? Sich dorthin begeben, wo es weder ein Schnell noch ein Langsam gibt. Schnellgehen oder, Langsamgehen stellt nicht den Weg dar.

Aber wir sind alle ungeduldig, wir haben es eilig. Sobald wir beginnen, wollen wir sofort ans Ende eilen, wir wollen nicht zurückgelassen werden. Wir wollen erfolgreich sein. Wenn es darum geht, den Geist auf die Meditation einzustellen, dann gehen einige Leute zu weit... Sie zünden Räucherstäbchen an, verneigen sich und machen ein Gelöbnis: "Solange wie das Räucherstäbchen nicht völlig abgebrannt ist, werde ich mich nicht aus der Sitzhaltung erheben, selbst, wenn ich dabei zusammenbreche oder gar sterbe, egal was... ich werde im Sitzen sterben!" Nachdem sie ihr Gelöbnis gemacht haben, fangen sie an zu sitzen. Sobald sie anfangen zu sitzen, kommen Maras Horden von allen Seiten heran geprescht. Sie haben nur einen Augenblick lang gesessen, und schon denken sie, dass das Räucherstäbchen abgebrannt sein muss. Sie öffnen ihre Augen nur einen kleinen Spalt... "Oh, da ist ja noch so viel übrig!" Sie beißen die Zähne zusammen und sitzen noch eine Weile, sich heiß, nervös, aufgeregt und konfus fühlend... Wenn sie den Punkt erreichen, wo sie nervlich völlig am Ende sind, dann denken sie: "Aber jetzt muss es zu Ende sein."... Noch ein kleiner Blick... "Oh, nein! Es ist noch nicht mal die Hälfte vorbei!" Zwei oder drei Mal das gleiche und immer noch nicht vorbei. Also geben sie einfach auf und sitzen da, sich selbst hassend: "Ich bin so dumm und hoffnungslos!" Sie sitzen da, hassen sich und fühlen sich wie ein hoffnungsloser Fall. Das führt natürlich nur zu Frustration und hinein in die Hemmnisse. Dieses hier bezeichnet man als das Hemmnis des Grolls. Sie können niemanden verantwortlich machen, folglich richten sie es auf sich selbst. Und warum ist das so? Es hat alles mit Verlangen zu tun.

Aber in Wirklichkeit braucht man nicht durch dies alles hindurch zu gehen. Sich zu konzentrieren bedeutet, es mit einer gewissen Distanz zu tun, anstatt sich selbst in der Konzentration zu verknoten. Aber vielleicht haben wir die Schriften gelesen, über das Leben des Buddha, wie er unter dem Bodhi-Baum saß und sich vornahm: "Solange ich die Höchste Erleuchtung nicht erreicht habe, werde ich mich nicht von diesem Platz erheben, auch wenn mein Blut dabei vertrocknen sollte." Wenn man dies in den Büchern liest, mag man daran denken, es selbst auszuprobieren. Ihr tut es dem Buddha gleich. Aber Ihr habt Euch nicht überlegt, dass Ihr nur über ein kleines Auto verfügt. Das Fahrzeug des Buddha war wirklich groß, er konnte alles mit einem Schub angehen. Und Ihr mit Eurem winzigen, kleinen Automobil, wie ist es überhaupt möglich, dass Ihr es mit einem mal angeht? Es handelt sich um eine völlig andere Geschichte.

Warum denken wir auf diese Weise? Weil wir zu extrem sind. Einmal gehen wir zu hoch, dann wieder zu niedrig. Ein Punkt der Balance lässt sich so nur schwer finden.

Ich spreche, wie gesagt, nur aus eigener Erfahrung, denn so war meine eigene Praxis in der Vergangenheit. Zu praktizieren, um jenseits des Verlangens zu gelangen... Wenn wir nicht wollen, können wir dann praktizieren? Genau dort blieb ich stecken. Aber mit Begierde zu praktizieren, bedeutet Leiden. Ich wusste nicht mehr, was ich tun sollte, ich stand wie vor einem Rätsel. Dann erkannte ich, dass die beständige Praxis eine wichtige Sache ist. Man muss fortwährend praktizieren. Man bezeichnet das als die Praxis, die in allen Haltungen übereinstimmend ist. Verfeinert ständig Eure Praxis, lasst sie nicht zu einem Fiasko [6] werden. Die Praxis ist eine Sache, das Fiasko eine andere. Die meisten Leute schaffen sich gewöhnlich ein Fiasko. Wenn sie sich träge fühlen, dann kümmern sie sich nicht um die Praxis; sie praktizieren nur, wenn sie sich voller Energie fühlen. So war das jedenfalls mit mir.

Fragt Euch also jetzt, ob das richtig ist? Zu praktizieren, wenn man sich danach fühlt, und aufzuhören, wenn man sich nicht danach fühlt: Entspricht das dem Dhamma? Ist das direkt? Stimmt das mit der Lehre überein? Auf diese Weise wird die Praxis unbeständig.

Ob Ihr Euch nun danach fühlt oder nicht, Ihr solltet gleichermaßen praktizieren. So lehrte es der Buddha. Die meisten Leute warten, bis sie in der richtigen Stimmung sind, ehe sie praktizieren. Wenn sie sich nicht danach fühlen, dann kümmern sie sich nicht darum. Sie gehen nur so weit. Das nennt man ein Fiasko, es hat nichts mit Praxis zu tun. Echte Praxis bedeutet, dass man praktiziert, egal ob glücklich oder deprimiert; ob leicht oder schwierig, man praktiziert; ob kalt oder heiß, man praktiziert. So sieht direkte Praxis aus. In wirklicher Praxis muss man die Absicht hegen, kontinuierlich zu üben - ob im Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen. Auf diese Weise wird unsere sati in allen Haltungen beständig.

Beim anfänglichen Nachdenken darüber sieht es so aus, als solle man solange, stehen, wie man geht, solange gehen, wie man sitzt, solange sitzen, wie man liegt... Ich hab es versucht, aber es ging nicht. Wenn ein Meditierender das Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen einander gleichmacht, wie viele Tage könnte er das beibehalten? Fünf Minuten stehen, fünf Minuten sitzen, fünf Minuten liegen... Ich konnte das nicht lange durchhalten. Also habe ich mich hingesetzt und etwas mehr darüber nachgedacht. "Was bedeutet das alles? Menschen auf dieser Welt können so nicht praktizieren!" Dann aber erkannte ich: ..."Oh, so ist das nicht richtig; es kann nicht richtig sein, denn man kann es unmöglich ausführen. Stehen, Gehen, Sitzen, Liegen... mach sie allesamt gleich. Die Haltungen auf diese Art einheitlich zu machen, wie es in den Büchern erklärt wird, ist unmöglich."

Aber man kann folgendes machen: Der menschliche Geist... betrachtet einfach nur den Geist. Man kann sati (Achtsamkeit), sampajañña (Bewußtseinsklarheit) und pañña (umsichtige Weisheit) haben... das lässt sich einrichten. Das ist etwas, was sich wirklich lohnt, praktiziert zu werden. Das bedeutet, dass wir sati haben, während wir stehen; beim Gehen haben wir sati, im Sitzen haben wir sati und im Liegen haben wir sati - fortwährend. Das ist möglich. Wir bringen Gewahrsein in alle Haltungen hinein, in unser Stehen, Gehen, Sitzen und Liegen.

Wenn der Geist auf diese Art geübt worden ist, dann wird er sich konstant des Buddho, Buddho, Buddho gewahr sein... und das ist Wissen. Was weiß man dann? Man weiß zu jeder Zeit, was richtig und was falsch ist. Ja, das ist möglich. Das bedeutet, man nimmt die echte Praxis in Angriff. Sati ist ständig vorhanden, ob im Stehen, Gehen, Sitzen oder Liegen.

Dann solltet Ihr auch jene Vorgänge verstehen lernen, die entweder aufgegeben oder entwickelt werden sollten. Ihr kennt bereits Glück, und Ihr kennt Unglück. Wenn Ihr Glück und Unglück kennt, dann wird sich Euer Geist an dem Punkt einpendeln, der frei ist vom Glücklichsein und Unglücklichsein. Glücklichsein ist der lockere Weg kamasukhallikanuyogo. Unglücklichsein ist der enge Weg, attakilamathanuyogo. Wenn wir diese beiden Extreme kennen, dann hallen wir den Geist zurück, obwohl er dem einen oder dem anderen zugeneigt ist. Wir wissen genau, wann sich der Geist dem Glücklichsein oder dem Unglücklichsein zuneigt. Wir halten ihn dann zurück und gestatten ihm nicht, sich weiter hinüberzulehnen. Wir besitzen diese Art des Gewahrseins, wir halten uns an diesen einen Weg, den einen Dhamma. Wir halten an dem Gewahrsein fest und gestatten dem Geist nicht, seinen Neigungen zu folgen.

Aber in Eurer Praxis tendiert Ihr nicht in diese Richtung, oder? Ihr folgt Euren Neigungen. Wenn Ihr Euren Neigungen folgt, dann ist es leicht, nicht wahr? Aber das ist eine Leichtigkeit, die Leiden verursacht, wie mit jemandem, der sich nichts aus Arbeit macht. Er nimmt es leicht, aber wenn es dann Zeit zum Essen ist, dann hat er nichts. So geht das halt.

Ich habe in der Vergangenheit mit vielen Aspekten der Lehre des Buddha gestritten, aber ich konnte ihn einfach nicht schlagen. Heutzutage akzeptiere ich es. Ich akzeptiere, dass die vielen Lehrreden des Buddha genau zutreffen; Also habe ich diese Lehren genommen, um sowohl mich als auch andere zu trainieren.

Eine Praxis, die wichtig ist, nennt man patipada. Was ist patipada? Es sind einfach all die verschiedenen Aktivitäten wie Stehen, Gehen, Sitzen. Liegen und alles andere. Dies ist patipada des Körpers. Jetzt aber zu patipada des Geistes: Wie viele Male im Verlaufe eines Tages habt Ihr Euch niedergeschlagen oder bedrückt gefühlt? Wie viele Male euphorisch? Gab es irgendwelche bemerkenswerten Gefühle? Wir müssen uns auf diese Art kennen. Wenn wir jene Gefühle sehen, können wir sie loslassen? Was wir noch nicht loslassen können, mit dem müssen wir arbeiten. Bemerken wir, dass wir ein bestimmtes Gefühl noch nicht loslassen können, dann müssen wir es uns vornehmen und mit Weisheit untersuchen. Durchdenkt es gründlich. Arbeitet damit. Das ist Praxis. Wenn Ihr Euch zum Beispiel begeistert fühlt, praktiziert; und wenn Ihr Euch träge fühlt, versucht, mit der Praxis weiterzumachen. Wenn Ihr nicht mit 'voller Kraft' fortfahren könnt, dann macht wenigstens halb so viel. Verschwendet nicht einfach den Tag, indem Ihr träge seid und nicht praktiziert. Denn wenn man so verfährt, dann führt das ins Fiasko, es ist nicht der Weg eines Praktizierenden.

Jetzt habe ich aber manche Leute sagen hören: "Oh, dieses Jahr ging es mir wirklich schlecht."

"Wie kam das?" "Ich war das ganze Jahr über krank. Ich konnte überhaupt nicht praktizieren."

Oh! Wenn sie noch nicht einmal praktizieren, wenn der Tod nahe ist, wann werden sie jemals praktizieren? Wenn sie sich gut fühlen, glaubt Ihr, dann würden sie praktizieren? Nein, sie verlieren sich einfach im Glücklichsein. Und wenn sie Leid erfahren, dann praktizieren sie immer noch nicht, sie verlieren sich darin. Ich weiß wirklich nicht, wann die Leute daran denken zu praktizieren! Sie können nur sehen, dass sie krank sind, Schmerzen haben, halbtot im Fieber... so ist das richtig, man muss schweres Geschütz auffahren, dort liegt die Praxis. Wenn die Leute sich glücklich fühlen, dann steigt es ihnen nur zu Kopf, und sie werden eitel und eingebildet.

Wir müssen unsere Praxis kultivieren. Das bedeutet, dass man auf gleiche Weise praktiziert, ob man sich nun glücklich oder unglücklich fühlt. Wenn Ihr Euch gut fühlt, solltet Ihr praktizieren, und wenn Ihr Euch krank fühlt, dann solltet Ihr ebenfalls praktizieren. Diejenigen, die denken: "Dieses Jahr konnte ich nicht praktizieren, ich war die ganze Zeit krank..." Wenn solche Leute sich gut fühlen, dann laufen sie nur herum und singen Lieder. Dies ist falsches Denken, nicht rechtes Denken. Deshalb haben die Praktizierenden der Vergangenheit allesamt ein beständiges Training des Herzens beibehalten. Wenn die Dinge falsch laufen, belasst sie einfach beim Körper, und nicht im Geist.

Es gab da eine Zeit in meiner Praxis, nachdem ich vielleicht fünf Jahre praktiziert hatte, als ich plötzlich das Gefühl bekam, dass das Zusammenleben mit anderen ein Hindernis darstelle. Ich saß dann in meiner Hütte und versuchte zu meditieren, während ständig Leute vorbei kamen, um mit mir zu sprechen und mich zu stören. Ich ging dann fort, um für mich allein zu leben. Ich dachte, dass ich so nicht praktizieren könnte, mit all diesen Leuten um mich herum, die mich belästigten. Ich hatte genug davon und zog deshalb in ein kleines, verlassenes Kloster im Wald, in der Nähe eines kleinen Dorfes. Ich blieb dort ganz allein, sprach mit niemandem, denn, es gab niemanden, mit dem ich hätte sprechen können. Nachdem ich ungefähr 15 Tage dort gewesen war, entstand der Gedanke: "Hm... Es wäre gut, wenn ich einen Novizen [7] bei mir hätte. Er könnte mir bei einigen kleineren Arbeiten behilflich sein." Ich wusste, dass das kommen würde, und wie geahnt, so trat es auch ein!

"He! Du bist vielleicht ein Typ! Du sagst, Du hättest die Nase voll von Deinen Freunden, Mönchen und Novizen, und jetzt willst Du plötzlich einen Novizen. Was soll das?"

"Nein", sagte es in mir, "ich will einen wirklich guten Novizen."

"Da haben wir es. Wo sind all die guten Leute, kannst Du welche finden? Wo in aller Welt wirst Du eine gute Person finden? Im ganzen Kloster gab es ausschließlich nicht-gute Leute. Du musst selbst die einzige gute Person gewesen sein, dass Du auf diese Art weggelaufen bist!"

Auf diese Art muss man ihm nachgehen, man muss den Spuren des Geistes solange nachgehen, bis man sieht...

"Hm. Dies ist jetzt sehr wichtig. Wo findet man eine gute Person? Es gibt keine guten Leute, Du musst die gute Person in Dir selbst finden."

Heutzutage gebe ich meinen Schülern immer noch diese Belehrung. Ihr werdet das Gute nirgendwo anders finden, Ihr müsst in Euch selbst hineinschauen. Wenn Ihr in Euch selbst gut seid, dann wird es auch gut sein, wo immer Ihr auch hingeht. Ob andere Euch loben oder tadeln, Ihr seid immer noch gut. Wenn Ihr nicht gut seid, dann werdet Ihr wütend, wenn andere Euch kritisieren - und wenn sie Euch loben, dann seid Ihr erfreut.

Zu jener Zeit habe ich darüber nachgedacht, und es bewahrheitete sich von dem Tage an bis zur Gegenwart. Das Gute muss im Inneren gefunden werden. Sobald ich das sah, verschwand das Gefühl, weglaufen zu wollen. Später dann, immer wenn dieses Gefühl hoch kam, ließ ich es los. Wann immer es aufstieg, war ich mir dessen gewahr, und ich blieb mit meinem Gewahrsein dabei. Damit hatte ich eine solide Grundlage. Unabhängig davon, wo ich lebte, ob die Leute mich verdammten oder was auch immer sie über mich sagten, ich reflektierte, dass es nicht darauf ankommt, ob sie gut oder schlecht waren. Gut und Böse muss in uns selbst gesehen werden. Egal wie die anderen Leute sind, das ist ihre Angelegenheit.

Denkt nicht ständig: "Oh, heute ist es zu heiß", oder "heute ist es zu kalt", oder "heute ist es..." Unabhängig davon, wie der Tag ausschaut, er ist wie er ist. In Wirklichkeit macht Ihr nur das Wetter für Eure eigene Faulheit verantwortlich. Wir müssen den Dhamma in uns selbst sehen, dann ergibt sich eine zuverlässigere Art des Friedens.

Also gilt für alle diejenigen von Euch, die zum Praktizieren hierher gekommen sind, auch wenn es nur für ein paar Tage ist, dass noch viele Dinge entstehen werden. Es mögen viele Dinge entstehen, derer Ihr Euch noch nicht einmal gewahr seid. Da ist dann etwas rechtes Denken und etwas falsches Denken... viele, viele Dinge. Deshalb sage ich, dass diese Praxis schwierig ist.

Selbst wenn einige von Euch vielleicht etwas Frieden während der Sitz-Meditation erfahren, überhastet Euch nicht dabei, Euch selbst zu gratulieren. Gleichfalls, wenn es ein wenig Konfusion gibt, macht Euch keine Vorwürfe. Wenn die Dinge gut zu gehen scheinen, erfreut Euch nicht an ihnen, und wenn sie nicht so gut sind, habt keine Abneigung gegen sie. Schaut Euch einfach alles an, schaut Euch an, was Ihr habt. Einfach schauen, nicht urteilen. Wenn es gut ist, haltet Euch nicht daran fest, ist es schlecht, haftet nicht daran. Sowohl Gut als auch Schlecht kann beißen, also haltet Euch nicht an ihnen fest.

Die Praxis besteht schlicht daraus zu sitzen und sich alles anzuschauen. Gute und schlechte Launen kommen und gehen, wie es ihrer Natur entspricht. Ihr dürft Euren Geist nicht nur loben oder ihn verdammen, sondern Ihr müsst die richtige Zeit für diese Dinge finden. Wenn es an der Zeit für Gratulationen ist, dann gratuliert ihm, aber nur ein wenig, übertreibt es nicht. Genauso wie mit einem Kind, manchmal muss man ihm einen Klaps geben. In unserer Praxis müssen wir uns manchmal bestrafen, aber bestraft Euch nicht die ganze Zeit. Wenn Ihr Euch ständig bestraft, dann werdet Ihr nach einiger Zeit nur die Praxis aufgeben. Aber andererseits dürft Ihr Euch nicht nur eine gute Zeit gönnen und es zu leicht nehmen. Das ist nicht der Weg in der Praxis. Wir praktizieren anhand des Mittleren Weges. Was ist der Mittlere Weg? Dem Mittleren Weg lässt sich nur schwer folgen, man kann nicht auf seine Launen und Wünsche vertrauen.

Denkt nicht, dass nur das Sitzen mit geschlossenen Augen die Praxis darstellt. Solltet Ihr wirklich so denken, dann ändert schnell Eure Sichtweise! Beständige Praxis besteht darin, dass man die Einstellung zur Praxis während des Gehens, Stehens, Sitzens und Liegens beibehält. Wenn Eure Sitz-Meditation beendet ist, denkt nicht, dass Eure Meditation zu Ende ist, sondern bedenkt, dass Ihr einfach nur Eure Haltung ändert. Wenn Ihr auf diese Weise reflektiert, dann werdet Ihr Frieden finden. Wo auch immer Ihr Euch befindet, Ihr habt diese Einstellung zur Praxis fortwährend bei Euch, Ihr werdet eine beständige Achtsamkeit in Euch haben.

Diejenigen unter Euch, die sich nach der Abendmeditation einfach in ihren Launen ergehen und den nächsten Tag damit verbringen, ihren Geist streunen zu lassen, wohin er will, werden herausfinden, dass sie am darauf folgenden Abend in der Meditation lediglich die Nachwirkungen eines Tages zu spüren bekommen, der mit ziellosem Denken verbracht wurde. Es gibt keine Grundlage für Geistesruhe, denn sie haben sich zu sehr gehen lassen. Wenn Ihr so praktiziert, dann entfernt sich Euer Geist schrittweise weiter und weiter von der Praxis. Wenn ich einige meiner Schüler frage: "Wie geht es mit der Meditation?" Dann antworten sie: "Oh, es ist alles verschwunden." Seht Ihr? Sie können es vielleicht für ein bis zwei Monate durchhalten, aber nach ein bis zwei Jahren ist alles vorbei.

Warum ist das so? Weil sie diesen sehr wichtigen Aspekt nicht in ihre Praxis aufnehmen. Wenn sie ihr Sitzen beendet haben, dann lassen sie ihren samadhi gehen Sie fangen an, in immer kürzeren Perioden zu sitzen, bis sie den Punkt erreichen, wo sie schon aufhören wollen, ehe sie überhaupt richtig damit angefangen haben. Schließlich wollen sie nicht einmal mehr sitzen. Das gleiche gilt für das Sich-Verneigen vor der Buddha-Statue. Zuerst bemühen sie sich, sich jeden Abend vor dem Schlafengehen zu verbeugen, aber nach einiger Zeit fängt ihr Geist an zu streunen. Schon bald kümmern sie sich nicht mehr ums Verbeugen, sie nicken einfach nur noch, bis schließlich alles verschwunden ist. Sie werfen die gesamte Praxis zum Fenster hinaus.

Macht Euch deshalb die Bedeutung von sati bewusst, praktiziert kontinuierlich. Richtige Praxis ist beständige Praxis. Ob im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen - die Praxis muss weitergehen. Das heißt, dass die Meditationspraxis im Geist ausgeführt wird, nicht im Körper. Wenn Euer Geist eine gewisse Begeisterung hat und gewissenhaft und eifrig ist, dann wird sich Achtsamkeit einstellen. Der Geist ist das Wichtige. Der Geist ist das, was alles andere überwacht, was wir tun.

Wenn wir rechtes Verständnis haben, dann werden wir richtig praktizieren. Wenn wir richtig praktizieren, dann kommen wir nicht vom Wege ab. Selbst wenn wir nur ein wenig tun, das ist immer noch gut genug. Zum Beispiel, wenn Ihr die Sitzmeditation beendet, erinnert Euch daran, dass Ihr nicht wirklich die Meditation beendet, sondern einfach nur die Haltung ändert. Euer Geist ist immer noch gesammelt. Ob im Gehen, Stehen, Sitzen oder Liegen. Ihr habt sati bei Euch. Wenn Ihr diese Art der Achtsamkeit besitzt, dann seid Ihr in der Lage, Eure innere Praxis beizubehalten. Wenn Ihr Euch dann am Abend wieder hinsetzt, geht es mit der Praxis ohne Unterbrechung weiter. Eure Bemühungen sind lückenlos und ermöglichen es, dass Geistesruhe erlangt wird.

Dies nennt man beständige Praxis. Wenn wir uns unterhalten oder andere Dinge tun, dann sollten wir immer darauf achten, die Praxis kontinuierlich zu gestalten. Wenn unser Geist beständige Bewußtseinsklarheit besitzt, dann wird sich die Praxis auf natürliche Weise entwickeln. Der Geist wird Frieden finden, denn er weiß, was richtig und was falsch ist. Er wird sehen, was in uns passiert, und inneren Frieden realisieren.

Wenn wir sila (auf ethischer Basis beruhende Zurückhaltung) und samadhi (Stabilität des Geistes) entwickeln wollen, dann brauchen wir zunächst pañña (Weisheit). Einige Leute denken, man solle ethisches Verhalten ein Jahr lang entwickeln, dann im nächsten Jahr Stabilität des Geistes und im Jahr danach schließlich Weisheit. Sie glauben, dass diese drei Dinge voneinander getrennt sind. Sie denken, dass sie es in einem Jahr schaffen, aber wenn der Geist nicht stabil ist (samadhi), wie stellen sie es nur an? Wenn kein Verständnis da ist (pañña), wie soll das gehen? Ohne samadhi und pañña wird sila sehr nachlässig sein.

In der Tat, diese drei Dinge treffen sich am selben Punkt. Wenn wir sila haben, dann haben wir samadhi, und wenn wir samadhi haben, dann haben wir pañña. Sie sind alle eins, wie bei einer Mangofrucht. Ob sie jetzt noch klein ist oder schon zu voller Größe herangewachsen, es handelt sich immer um eine Mango. Wenn sie reif ist, dann handelt es sich immer noch um dieselbe Mango. Wenn wir in solchen einfachen Begriffen nachdenken, dann lässt es sich leichter sehen. Wir brauchen nicht eine Menge zu lernen, es reicht, solche Dinge zu kennen, unsere Praxis zu kennen.

Wenn es sich um Meditation handelt, dann bekommen einige Leute nicht das, was sie haben wollen; Also geben sie einfach auf und sagen, sie hätten noch nicht genug Verdienst, um Meditation praktizieren zu können. Sie können schlimme Dinge tun, sie haben sogar eine Art Talent dafür, aber sie haben nicht das Talent, Gutes zu tun. Sie werfen es einfach fort und sagen, sie hätten keine ausreichende Grundlage. So sind halt die Leute, sie verbünden sich mit ihren Leidenschaften.

Da Ihr aber diese Möglichkeit für die Praxis besitzt, versteht bitte, dass es völlig an Euch liegt, ob die Entwicklung von samadhi für Euch leicht oder schwierig ist, es liegt nicht am samadhi selbst. Wenn es schwierig ist, dann praktiziert Ihr auf falsche Weise. In unserer Praxis benötigen wir Rechte Erkenntnis (samma-ditthi). Wenn unsere Erkenntnis 'recht' ist, dann ist alles andere 'recht': Rechte Erkenntnis, Rechte Gesinnung, Rechte Rede, Rechte Handlung, Rechter Lebenserwerb, Rechte Anstrengung, Rechte Achtsamkeit, Rechte Sammlung - der Achtfache Pfad. Besteht Rechte Erkenntnis, dann werden alle anderen Faktoren folgen.

Egal was passiert, lasst Euren Geist nicht vom Weg abweichen. Schaut in Euch hinein, und Ihr werdet selbst klar erkennen. So wie ich es sehe, ist es für die beste Praxis nicht notwendig, viele Bücher zu lesen. Nehmt alle Bücher und verschließt sie irgendwo. Lest einfach nur in Eurem eigenen Geist, Ihr habt Euch alle unter Büchern begraben lassen, seit Ihr in die Schule eingetreten seid. Ich denke, dass Ihr jetzt diese Möglichkeit und die Zeit dazu habt, also nehmt die Bücher, legt sie in einen Schrank und schließt die Tür. Lest einfach nur Euren Geist.

Immer wenn in Eurem Geist etwas entsteht, ob Ihr es nun mögt oder nicht, ob es richtig oder falsch zu sein scheint, durchschneidet es einfach mit: 'Dies ist keine sichere Sache.' Was auch immer entsteht, einfach durchschneiden, 'nicht sicher, nicht sicher'. Mit einem einzigen Axthieb könnt Ihr alles durchschneiden, Nichts ist sicher.

Für die Dauer des kommenden Monats, während Ihr in diesem Waldkloster seid, solltet Ihr gut vorankommen. Ihr werdet die Wahrheit sehen. Dieses 'Nicht-sicher' ist wirklich sehr wichtig, denn es entwickelt Weisheit. Je mehr Ihr hinschaut, desto mehr werdet Ihr diese 'Nicht-sicher-heit' sehen. Nachdem Ihr etwas mit 'nicht sicher' durchschnitten habt, kann es möglicherweise von hinten herum wieder auftauchen. Ja, es ist wirklich 'nicht sicher'. Was auch immer auftaucht, klebt einfach dieses eine Etikett auf alles... 'nicht sicher'. Ihr klebt das Zeichen drauf... 'nicht sicher'... und nach einer Weile, wenn es an der Zeit ist, taucht es wieder auf... 'Ah, nicht sicher'. Hakt dort nach! Nicht sicher. Ihr werdet diesen alten Bekannten sehen, der Euch vom Tage Eurer Geburt an zum Narren gehalten hat, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Es gibt nur diesen einen, der Euch die ganze Zeit für dumm verkauft hat. Seht das, und realisiert die Dinge so, wie sie sind.

Wenn Eure Praxis diesen Punkt erreicht, dann werdet Ihr Euch nicht an Empfindungen festhalten, denn sie sind alle sehr unzuverlässig. Habt Ihr das schon einmal bemerkt? Vielleicht seht Ihr eine Uhr und denkt: 'Oh, die ist aber hübsch.' Ihr kauft sie und dann... Schon in wenigen Tagen seid Ihr davon gelangweilt. 'Dieser Füller ist wirklich schön', also macht Ihr Euch die Mühe, ihn zu kaufen. Schon in wenigen Monaten ermüdet Euer Interesse daran. So ist das halt. Gibt es irgendwo Zuverlässigkeit?

Wenn wir all diese Dinge als unbeständig ansehen, dann verlieren sie ihren Wert. Alle Dinge werden unbedeutsam. Warum sollten wir uns an Dingen festklammern, die keinen Wert haben? Wir behalten sie nur ungefähr so, wie wir einen alten Lappen behalten würden, um uns damit die Füße abzuwischen. Wir betrachten alle Empfindungen von ihrem Wert her als gleichartig, weil sie alle die gleiche Natur besitzen.

Wenn wir Empfindungen verstehen, dann verstehen wir die Welt. Die Welt ist Empfindungen, und Empfindungen sind die Welt. Wenn wir von Empfindungen nicht getäuscht werden, werden wir von der Welt nicht getäuscht. Wenn wir von der Welt nicht getäuscht werden, täuschen uns Empfindungen nicht.

Der Geist, der das sehen kann, hat eine feste Grundlage, die aus Weisheit besteht. So ein Geist wird nicht viele Probleme haben. Und die Probleme, die er hat, kann er lösen. Wenn es keine Probleme mehr gibt, dann gibt es keine Zweifel mehr. An ihrer Stelle entsteht Frieden. Das nennt man 'Praxis'. Wenn wir wirklich praktizieren, dann sieht das so aus.




Fußnoten

[6] Es handelt sich hier im Original um ein Wortspiel im Thailändischen: Zwischen padtibut (Praxis) und wibut (Katastrophe oder Fiasko).

[7] Ein Novize (im Thailändischen par-kau, in Pali anagarika), der acht ethische Verhaltensrichtlinien befolgt, lebt oft mit den Bhikkhus zusammen und ist ihnen bei Dingen behilflich, die ihnen aufgrund ihres vinaya (Ordensregeln) untersagt sind. Die Bhikkhus ihrerseits unterstützen je nach Fähigkeit die Meditationspraxis des Neulings.



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