Dhamma-Vorträge von Ajahn Chah
(Phra Bodhinyana Thera)
Dieser Vortrag wurde 1977 im Manjushri Institute gegeben, einem tibetisch-buddhistischen Zentrum im Norden Englands.
Heute bin ich von Eurem Abt eingeladen worden, um Euch eine Belehrung zu geben. Ich möchte Euch deshalb bitten, ruhig dazusitzen und Euren Geist zu sammeln. Aufgrund der Sprachbarriere benötigen wir einen Übersetzer; wenn Ihr also nicht richtig aufpasst, werdet Ihr wahrscheinlich nichts verstehen.
Mein Aufenthalt hier war sehr angenehm. Sowohl der Meister als auch Ihr, seine Schüler, seid sehr zuvorkommend gewesen, immer lächelnd und freundlich, wie sich das für Leute gehört, die den wahren Dhamma praktizieren. Euer Grundstück hier ist ebenfalls sehr inspirierend, aber es ist so groß! Ich bewundere Eure Entschlossenheit, hier alles zu renovieren, um einen Platz für die Dhamma-Praxis zu etablieren.
Da ich selbst schon seit vielen Jahren ein Lehrer bin, habe ich ebenfalls meinen Teil an Schwierigkeiten mitbekommen. Zur Zeit gibt es 40 Zweigklöster, die zu meinem Kloster Wat Nong Pah Pong gehören. Aber auch heute noch habe ich Schüler, denen schwer etwas beizubringen ist. Einige wissen um die Praxis, bemühen sich aber nicht - andere wissen nicht und versuchen nicht einmal, Antworten zu finden. Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich mit ihnen machen soll. Warum haben die Menschen so einen Geist? Es ist nicht so gut, unwissend zu sein, aber selbst wenn ich es ihnen sage, hören sie nicht zu. Ich weiß nicht, was ich sonst noch machen soll. Die Leute sind so voller Zweifel in ihrer Praxis, sie zweifeln ständig. Sie wollen alle ins nibbana, aber sie wollen den Weg nicht gehen.
Es ist verblüffend: Wenn ich ihnen sage, sie sollen meditieren, dann haben sie Angst, oder wenn sie keine Angst haben, dann sind sie ganz einfach schläfrig. Am liebsten tun sie Dinge, die ich nicht lehre. Als ich hier den Ehrwürdigen Abt traf fragte ich ihn, wie das mit seinen Schülern sei. Er sagte, sie seien ganz genauso. So sieht das Leiden eines Lehrers aus.
Die Lehre, die ich Euch heute präsentieren möchte, stellt eine Möglichkeit dar, wie man Probleme im gegenwärtigen Moment lösen kann, im jetzigen Leben. Manche Leute sagen, sie hätten so viel zu tun, sie hätten keine Zeit, um Dhamma zu praktizieren. "Was können wir tun?" fragen sie. Ich frage sie: "Atmet ihr während der, Arbeit?" - ,Ja, natürlich atmen wir!" - "Wie kommt es dann, dass Ihr Zeit habt zu atmen, wenn ihr so beschäftigt seid?" Sie wissen nicht, was sie antworten sollen. "Wenn ihr während der Arbeit einfach nur sati habt, dann habt ihr reichlich Zeit, um zu praktizieren."
Meditationspraxis ist wie das Atmen. Während der Arbeit atmen wir, im Schlaf atmen wir, im Sitzen atmen wir... Warum haben wir Zeit zum Atmen? Weil wir die Bedeutung des Atems sehen, haben wir immer Zeit zum Atmen. Ebenso, wenn wir die Bedeutung der Meditationspraxis sehen, dann finden wir die Zeit, um zu praktizieren.
Hat jemand von Euch schon einmal gelitten? ...Seid Ihr schon einmal glücklich gewesen? ...Genau da befindet sich die Wahrheit, gerade hier müsst Ihr den Dhamma praktizieren. Wer ist es, der glücklich ist? Der Geist ist glücklich. Wer leidet? Der Geist leidet. Wo auch immer diese Dinge entstehen, genau dort werden sie vergehen. Habt Ihr Glück erfahren? ...Habt Ihr Leid erfahren? ...Warum ist das so? Was ist deren Ursache... Das ist unser Problem. Wenn wir Leiden oder dukkha wirklich kennen, dessen Ursache, dessen Ende, und den Weg, der zum Ende dieses Leidens führt, dann können wir das Problem lösen.
Es gibt zwei Arten des Leidens, das gewöhnliche und das außergewöhnliche. Gewöhnliches Leiden ist dasjenige, welches natürlicherweise den Umständen inne wohnt: Stehen ist Leiden, Sitzen ist Leiden, Liegen ist Leiden. Dies ist das Leiden, das allen bedingten Phänomenen inne wohnt. Sogar der Buddha erlebte solche Dinge. Er erfuhr Angenehmes und Schmerz, aber er durchschaute sie als natürliche Bedingungen. Er wusste mit diesen gewöhnlichen, natürlichen Gefühlen des Angenehmen und des Schmerzhaften umzugehen, da er ihre wahre Natur verstand.
Die wichtigere Form des Leidens ist die zweite, die uns von außen her überkommt, das 'außergewöhnliche Leiden'. Wenn wir krank werden, mag uns der Arzt eine Injektion geben. Wenn die Nadel die Haut durchdringt, entsteht ein Schmerz, der nur natürlich ist. Wird die Nadel wieder hinaus gezogen, verschwindet der Schmerz. Das ist vergleichbar mit dem Leiden der gewöhnlichen Art, es ist kein Problem, jeder erlebt es. Das außergewöhnliche Leiden entsteht aus dem, was wir als upadana bezeichnen, dem Ergreifen der Dinge. Das ist dasselbe, als bekäme man eine Injektion mit einer Spritze, die mit Gift gefüllt ist. Da handelt es sich nicht mehr um gewöhnlichen Schmerz; es ist der Schmerz, der zum Tod führt. Das lässt sich mit dem Leiden vergleichen, welches aus dem Ergreifen entsteht.
Eine falsche Sichtweise stellt ein weiteres Problem dar, indem man nämlich die vergängliche Natur aller bedingten Phänomene ignoriert. Bedingte Phänomene gehören zum Bereich von samsara. Wenn wir nicht wollen, dass Dinge Sich ändern, müssen wir leiden. Wenn wir glauben, dass uns der Körper gehört oder zu uns gehört, dann bekommen wir es mit der Angst zu tun, weil wir dessen Veränderung sehen. Betrachtet den Atem: einmal hinein gekommen, muss er wieder hinaus - hinausgegangen, kommt er wieder hinein. Das ist seine Natur; auf diese Art vermögen wir zu überleben. Würden wir nur ausatmen oder nur einatmen, könnten wir nicht leben.
Die Dinge funktionieren einfach nicht auf diese Art. So sieht es mit bedingten Phänomenen aus, aber wir erkennen es nicht. Angenommen, wir hätten etwas verloren. Dächten wir, dass dieses Objekt wirklich uns gehöre, würden wir darüber grübeln. Wenn wir es nicht als bedingtes Phänomen erkennen, das nach den Gesetzen der Natur funktioniert, dann würden wir Leiden erfahren. Aber wenn Ihr einatmet und nicht ausatmet, oder ausatmet und nicht einatmet, könnt Ihr dann leben? Bedingte Phänomene müssen sich einfach auf natürliche Weise so verändern. Wenn man das sieht, sieht man den Dhamma, man erkennt anicca, die Wechselfälligkeit. Wir leben in Abhängigkeit von diesem Wechsel. Wenn wir erkennen, wie die Dinge sind, dann können wir sie loslassen.
Die Dhamma-Praxis besteht darin, ein Verständnis von der Natur bedingter Phänomene zu entwickeln, sodass Leiden nicht mehr entstehen kann. Wenn wir verkehrt denken, dann sind wir im Widerspruch mit der Welt, dem Dhamma und der Wahrheit. Angenommen, Ihr wäret krank und müsstet ins Krankenhaus. Die meisten Menschen denken: "Bitte, lasst mich nicht sterben; Ich will, dass es mir besser geht." Das ist verkehrtes Denken, es wird zum Leid führen. Ihr müsst Euch selbst sagen: "Wenn ich wieder genese, dann genese ich - wenn ich sterbe, dann sterbe ich." Das ist richtiges Denken, denn Ihr könnt letztlich die Dinge nicht kontrollieren. Wenn Ihr so denkt, dann braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Ihr könnt nicht fehl gehen, ob Ihr nun sterbt oder Euch wieder erholt. Will man, dass es einem um jeden Preis besser geht, und man Angst hat vor dem Gedanken des Sterbens... das ist der
Geist, der Bedingungen nicht versteht. Ihr solltet statt dessen denken: "Sollte es mir besser gehen, so ist das gut - sollte es mir nicht besser gehen, so ist das auch gut."
Auf diese Art können wir nicht fehl gehen, wir brauchen keine Angst zu haben oder zu weinen, denn wir haben uns eingestellt auf die Dinge, wie sie sind.
Der Buddha sah die Dinge mit Klarheit. Seine Lehre ist immer relevant, niemals veraltet und verändert sich nicht. Sie ist heutzutage genauso zutreffend, wie sie es schon immer war: sie ist also nicht überholt. Die Dinge sind immer noch so, wie sie es schon immer waren, sie haben sich nicht verändert. Wenn wir uns diese Lehre wirklich zu Herzen nehmen, bekommen wir als Belohnung Frieden und Wohlbefinden.
In den Lehrvorträgen gibt es die Betrachtung über 'Nicht-Selbst': "Dies ist nicht mein Selbst, dies gehört nicht zu mir." Aber die Menschen hören sich solche Art von Lehren nicht gern an, denn sie halten an der Idee eines Selbst fest. Und genau das ' ist die Ursache des Leidens. Dies müsst Ihr Euch wirklich merken.
Heute hat mich eine Frau gefragt, wie sie mit Ärger umgehen solle. Ich habe ihr gesagt, dass sie das nächste Mal, wenn sie ärgerlich wird, ihren Wecker aufziehen und ihn vor sich hinstellen soll. Dann möge sie sich zwei Stunden einräumen, um den Ärger gehen zu lassen. Sollte es sich wirklich um ihren eigenen Ärger handeln, dann könnte sie ihm wahrscheinlich sagen: "Innerhalb von zwei Stunden bist Du verschwunden!" Aber wir können ihn nicht einfach so herumkommandieren. Manchmal ist er in zwei Stunden immer noch nicht verschwunden, ein anderes Mal verschwindet er bereits nach einer Stunde. Wenn man am Ärger als persönlichem Besitz festhält, dann verursacht das Leiden. Würde er uns wirklich gehören, dann müßte er uns auch gehorchen. Gehorcht er uns aber nicht, so bedeutet das, dass es sich um eine Täuschung handelt. Fallt da nicht drauf rein. Ob unser Herz glücklich oder traurig ist, fallt nicht darauf rein. Ob das Herz liebt oder hasst, fallt nicht darauf rein, es ist alles Täuschung.
Ist jemand von Euch schon mal ärgerlich gewesen? Wenn Ihr ärgerlich seid, fühlt Ihr Euch dann gut oder schlecht? Wenn Ihr Euch schlecht fühlt, warum werft Ihr dieses Gefühl nicht einfach fort, warum plagt Ihr Euch damit ab? Wie könnt Ihr von Euch behaupten, dass Ihr weise und intelligent seid, wenn Ihr Euch an solchen Dingen festhaltet? Wie oft hat Euch Euer Geist seit Eurer Geburt in den Ärger hinein gelockt? An manchen Tagen kann der Geist sogar eine ganze Familie dazu bringen, miteinander zu streiten, oder Euch so weit bringen, dass Ihr die ganze Nacht durch weint. Aber trotz alledem werden wir weiterhin ärgerlich, wir halten uns immer noch an den Dingen fest und leiden. Wenn Ihr das Leiden nicht seht, dann werdet Ihr wohl weiter leiden müssen. Wenn Ihr heute das Leiden des Ärgers seht, dann werft es einfach weg. Werft Ihr es nicht weg, dann wird es auf unbegrenzte Zeit Leiden verursachen, ohne die Möglichkeit einer Ruhepause. So ist die Welt des samsara beschaffen. Erkennen wir die Dinge, wie sie sind, dann können wir das Problem lösen.
Die Lehre des Buddha besagt, dass es kein besseres Mittel gibt, Leiden zu überwinden, als zu sehen: "Dies ist nicht mein Selbst, dies gehört nicht zu mir."
Das ist eine großartige Methode. Aber wir schenken dem normalerweise keine Aufmerksamkeit. Wenn Leiden entsteht, dann weinen wir einfach nur, ohne davon zu lernen. Warum ist das so? Wir müssen einen wirklich genauen Blick auf diese Dinge werfen, müssen den Buddho in uns entwickeln, den, der um die Dinge weiß.
Einige von Euch sind sich wahrscheinlich dessen gar nicht gewahr, dass es sich hier um eine Dhamma-Belehrung handelt. Ich werde Euch Dhamma geben, der sich außerhalb der Schriften befindet. Die meisten Leute lesen die Schriften, aber sie sehen nicht den Dhamma. Wenn ich Euch nun eine Belehrung gebe, die Ihr so nicht in den Schriften findet, dann könnten einige dies leicht miss- oder gar nicht verstehen.
Angenommen, zwei Leute gehen spazieren und sehen eine Ente und ein Huhn. Der Eine sagt: "Warum ist das Huhn nicht wie die Ente, warum ist die Ente nicht wie das Huhn?" Er will, dass das Huhn eine Ente ist und die Ente ein Huhn. Das ist unmöglich. Wenn das unmöglich ist, dann könnte diese Person den Rest ihres Lebens damit verbringen, zu wünschen, dass die Ente ein Huhn sei und das Huhn eine Ente. Das wird einfach nicht gelingen, denn das Huhn ist ein Huhn, und die Ente ist eine Ente. Solange dieser Mensch auf diese Art denkt, wird er leiden müssen. Der andere mag einfach nur sehen, dass das Huhn ein Huhn ist und die Ente eine Ente, und mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Da ist kein Problem. Er sieht auf die richtige Weise. Wenn man will, dass das Huhn eine Ente sein soll und die Ente ein Huhn, dann wird man wahrlich leiden.
In gleicher Weise besagt das Gesetz von anicca, dass alle Dinge veränderlich sind. Wenn man darauf besteht, dass die Dinge dauerhaft sind, dann wird man leiden. Sobald sich Unbeständigkeit zeigt, wird man enttäuscht sein. Wenn jemand sieht, dass die Dinge von Natur aus vergänglich sind, dann wird er beruhigt sein, und es gibt keinen Konflikt. Wer allerdings will, dass die Dinge beständig sind, der wird Konflikt erfahren und vielleicht sogar darüber seinen Schlaf verlieren. Es bedeutet, dass man anicca, die Lehre des Buddha über die Unbeständigkeit, ignoriert.
Wenn Ihr den Dhamma wirklich erkennen wollt, wo solltet Ihr danach schauen? Ihr müsst in Körper und Geist hineinschauen. Ihr werdet ihn nicht in den Bücherregalen finden. Um den Dhamma wirklich zu sehen, müsst Ihr in Eurem eigenen Körper und Geist nachschauen. Es gibt nur diese beiden Dinge. Der Geist ist mit dem physischen Auge nicht sichtbar, er muss mit dem 'Auge des Geistes' betrachtet werden. Ehe man den Dhamma realisieren kann, muss man wissen, wohin man zu schauen hat. Der Dhamma, der sich im Körper befindet, muss im Körper gesehen werden. Und womit betrachten wir den Körper? Wir betrachten den Körper mit dem Geist. Ihr werdet den Dhamma nirgendwo anders finden, denn sowohl Glück als auch Leid entstehen genau dort. Oder habt Ihr schon einmal gesehen, dass Glück in den Bäumen entsteht? Oder in den Flüssen oder im Wetter? Glück und Leid sind Gefühle, die in unseren eigenen Körpern und im Geist entstehen.
Deshalb sagt uns der Buddha, den Dhamma genau hier zu erkennen. Der Dhamma ist gerade hier, wir müssen hier nachschauen. Der Lehrer mag euch sagen, ihr solltet Euch den Dhamma in den Büchern anschauen, aber wenn Ihr glaubt, dass dort der Dhamma wirklich zu finden ist, dann werdet Ihr ihn niemals sehen. Nachdem Ihr Euch die Bücher angeschaut habt, müsst Ihr innerlich über diese Lehren reflektieren. Dann könnt Ihr den Dhamma verstehen. Wo existiert also der echte Dhamma? Er existiert genau hier in unserem Körper und Geist. Benutzt den Geist, um über den Körper zu reflektieren. Dies ist die Essenz der kontemplativen Praxis.
Wenn wir das tun, dann wird Weisheit in unserem Geist entstehen. Befindet sich Weisheit in unserem Geist, dann ist Dhamma überall, egal wo wir hinschauen. Wir werden anicca, dukkha und anatta zu jeder Zeit sehen. Anicca ist die Flüchtigkeit. Dukkha bedeutet, dass wir leiden müssen, wenn wir uns an Dinge klammern, die nur vorübergehend existieren, denn sie gehören nicht zu uns, und wir können sie nicht besitzen (anatta). Aber wir erkennen das nicht, wir halten sie immer für unser Selbst und als zu uns gehörend.
Das bedeutet, dass man den Wahrheitswert der Konvention nicht sieht. Ihr solltet Konventionen verstehen lernen. Zum Beispiel haben alle, die hier sitzen, einen Namen. Wurden unsere Namen mit uns geboren, oder hat man sie uns nachträglich gegeben? Versteht Ihr das? Das ist Konvention. Sind Konventionen nützlich? Natürlich sind sie das. Da sind zum Beispiel vier Männer, A, B, C und D. Jeder von ihnen braucht einen individuellen Namen, um Kommunikation und Zusammenarbeit zu erleichtern. Wollen wir mit Herrn A sprechen, dann können wir Herrn A rufen, und er würde kommen, und nicht die anderen. Das ist die Zweckmäßigkeit einer, Konvention. Aber wenn wir tief in diese Angelegenheit hineinschauen, dann werden wir sehen, dass in Wirklichkeit niemand da ist. Wir werden die Transzendenz sehen. Es gibt nur die vier Elemente: Erde, Wasser, Wind und Feuer. Damit ist schon alles über unseren Körper gesagt.
Aber aufgrund der anhaftenden Kraft von Attavadupadana betrachten wir es nicht auf diese Weise. Würden wir mit klarem Geist hinsehen, dann sähen wir, dass es da nicht viel gibt, was man als eine Person bezeichnen könnte. Der feste Teil ist das Erdelement; der flüssige Teil ist das Wasserelement; den Teil, der hier hin und da hin weht, bezeichnet man als das Windelement; und den Teil, der Hitze erzeugt, nennt man Feuerelement. Wenn Erde, Wasser, Wind und Feuer so zusammengekommen sind, dann bezeichnet man das als ein menschliches Wesen. Wenn wir die Dinge auseinander nehmen, dann sehen wir, dass es nur Erde, Wasser, Wind und Feuer gibt. Wo ist die Person zu finden? Es gibt keine.
Deshalb lehrte der Buddha, dass es keine höhere Praxis gibt, als zu sehen: 'Dies ist nicht mein Selbst, und es gehört mir nicht.' Es handelt sich einfach um Konventionen. Wenn wir alles klar auf diese Weise verstehen, dann erfahren wir Frieden. Wenn wir im gegenwärtigen Moment die Wahrheit der Vergänglichkeit realisieren, dass nämlich die Dinge nicht unser Selbst sind oder zu uns gehören, dann werden wir in Frieden mit ihnen sein, wenn sie auseinander fallen, weil sie sowieso niemandem gehören. Es handelt sich einfach nur um Elemente, bestehend aus Erde, Wasser, Wind und Feuer.
Es ist für die Menschen schwierig, dies zu sehen, aber trotzdem ist es nicht jenseits unserer Fähigkeiten. Können wir es sehen, dann finden wir Zufriedenheit; wir werden nicht mehr soviel Ärger, Gier und Täuschung erleben. Dhamma wird immer in unseren Herzen sein. Es gibt keine Notwendigkeit für Eifersucht und Gehässigkeit, weil jeder einfach nur aus Erde, Wasser, Wind und Feuer besteht. Mehr gibt es darüber nicht zu sagen. Wenn wir diese Wahrheit annehmen können, dann werden wir die Wahrheit der Lehre des Buddha sehen.
Wenn wir den Wahrheitswert der Lehre des Buddha sehen könnten, dann bräuchten wir nicht so viele Lehrer zu verbrauchen! Es wäre nicht nötig, jeden Tag Belehrungen zu hören. Wenn wir verstehen, tun wir einfach, was von uns verlangt wird. Aber was es so schwierig macht, den Leuten etwas beizubringen, ist die Tatsache, dass sie die Lehre nicht akzeptieren und mit den Lehrern und der Lehre streiten. In Gegenwart des Lehrers benehmen sie sich etwas besser, aber hinter seinem Rücken werden sie zu Dieben! Es ist wirklich schwierig, den Leuten etwas beizubringen. In Thailand sind die Leute so, darum brauchen sie dort so viele Lehrer.
Seid vorsichtig; denn wenn Ihr nicht vorsichtig seid, werdet Ihr den Dhamma nicht sehen. Ihr müsst umsichtig sein, Euch der Lehre annehmen und sie gründlich überdenken. Ist diese Blume schön? ...Seht Ihr das Hässliche in dieser Blume? ...Wie lange wird ihre Schönheit andauern. ...Wie wird sie von jetzt an sein? ...Warum verändert sie sich so? ...In drei oder vier Tagen müsst Ihr sie wegwerfen, oder nicht? Sie verliert ihre ganze Schönheit. Menschen halten sich an Schönheit und Güte fest. Wenn irgend etwas gut ist, dann sind sie dem völlig verfallen. Der Buddha rät uns, schöne Dinge schlicht als schön anzusehen, wir sollten nicht an ihnen haften. Wenn ein angenehmes Gefühl entsteht, sollten wir dem nicht verfallen. Güte ist keine sichere Angelegenheit, und ebenso Schönheit. Nichts ist sicher. Es gibt nichts auf dieser Welt, was absolute Sicherheit in sich birgt. Das ist die Wahrheit. Die Dinge, die nicht wahr sind, sind die Dinge, die sich verändern, wie z. B. Schönheit. Die einzige Wahrheit, die sie besitzt, besteht in ihrer ständigen Veränderung. Wenn wir glauben. dass die Dinge wirklich schön sind, und wenn ihre Schönheit dann schwindet, dann verliert auch unser Geist seine Schönheit. Wenn die Dinge nicht mehr gut laufen, dann verliert auch unser Geist seine Güte. Wir investieren auf diese Weise unseren Geist in materielle Dinge.
Wenn sie dann zerstört oder beschädigt werden, leiden wir, weil wir uns an ihnen festhielten als an etwas, das zu uns gehört. Der Buddha rät uns, zu sehen, dass sich bei diesen Dingen schlicht um Vorgänge in der Natur handelt. Schönheit erscheint und vergeht wieder in wenigen Tagen. Wenn man das sieht, besitzt man Weisheit.
Deshalb sollten wir Unbeständigkeit betrachten. Wenn wir denken, dass etwas, schön ist, dann sollten wir uns sagen, dass dem nicht so sei - wenn wir denken, dass etwas hässlich ist, dann sollten wir uns sagen, dass dem nicht so sei. Versucht die Dinge auf diese Art zu sehen, reflektiert beständig auf diese Art. Wir werden die Wahrheit inmitten von unwahren Dingen sehen, die Gewissheit inmitten von Dingen, die ungewiss sind.
Ich habe heute den Weg aufgezeigt, um Leiden zu verstehen, was Leiden verursacht, das Ende vom Leiden und den Weg, der zum Ende vom Leiden führt. Wenn Ihr Leiden erkennt, dann solltet Ihr es hinauswerfen. Wenn Ihr die Ursache des Leidens kennt, so solltet Ihr es hinauswerfen. Praktiziert, damit Ihr das Ende vom Leiden seht. Seht anicca, dukkha und anatta, und Leiden wird verschwinden.
Wenn Leiden verschwindet, wo gehen wir dann hin? Wofür praktizieren wir? Wir praktizieren, um loszulassen, nicht, um etwas zu erlangen. Heute Nachmittag war eine Frau hier, die mir erzählte, dass sie leide. Ich fragte sie, was sie gern hätte, und sie sagte, sie wäre gern erleuchtet. Ich sagte: "Solange Du erleuchtet sein willst, wirst Du niemals erleuchtet werden. Verlange gar nichts."
Wenn wir die Wahrheit des Leidens kennen, dann werfen wir das Leiden hinaus. Wenn wir die Ursache des Leidens kennen, dann schaffen wir uns keine neuen Ursachen, sondern praktizieren statt dessen, um Leiden zum Ende zu führen. Die Praxis, die zum Ende des Leidens führt, besteht darin, zu sehen, 'dies ist kein Selbst; das bin nicht ich, das sind nicht die anderen'. Betrachtungen dieser Art ermöglichen das Ende vom Leiden. Es ist, als würden wir unseren Bestimmungsort erreichen und anhalten. Das ist das Ende. Man nähert sich nibbana an. Anders ausgedrückt: Vorwärtsgehen ist Leiden, Zurückweichen ist Leiden und Innehalten ist Leiden. Weder vorwärts gehen, noch zurückweichen oder innehalten... bleibt noch etwas übrig? Körper und Geist hören hier auf zu bestehen. Dies ist das Ende vom Leiden. Es ist schwer zu verstehen, nicht wahr? Wenn wir diese Lehre sorgfältig und beharrlich studieren, dann werden wir die Welt der Dinge transzendieren und Verständnis erreichen. Dies ist die Lehre des Buddha in höchster Vollendung, dies stellt den Schlusspunkt dar. Die Lehre des Buddha ist am Punkt des völligen Loslassens beendet.
Ich biete Euch und auch dem Ehrwürdigen Abt heute diese Lehre an. Sollte irgend etwas daran nicht stimmen, so bitte ich um Eure Vergebung. Aber habt keine Eile damit zu beurteilen, ob es richtig oder falsch ist, hört es Euch einfach erst einmal an. Wenn ich Euch allen eine Frucht gäbe und Euch sagte, sie sei köstlich, dann solltet Ihr meine Worte beachten, aber ihnen nicht leichthin Glauben schenken, denn Ihr habt sie ja noch nicht probiert. Mit der Lehre, die ich Euch heute gebe, verhält es sich genauso. Wenn Ihr wissen wollt, ob die Frucht süß oder sauer ist, dann müsst Ihr Euch ein Stück abschneiden und es probieren. Dann wisst Ihr um deren Süße oder Säuerlichkeit. Dann könnt Ihr mir glauben, denn Ihr habt es ja selbst gesehen. Also bitte, werft diese Frucht nicht einfach fort, sondern behaltet und probiert sie, sodass ihr selbst deren Geschmack kennen lernt.
Wisst Ihr übrigens, dass der Buddha keinen Lehrer hatte. Ein Asket fragte ihn einmal, wer sein Lehrer sei, und der Buddha antwortete ihm, er hätte keinen. [5] Der Asket ging einfach kopfschüttelnd davon. Der Buddha war viel zu ehrlich. Er sprach nämlich zu jemandem, der die Wahrheit nicht akzeptieren konnte. Deshalb rate ich Euch, mir nicht einfach zu glauben. Der Buddha sagte, es sei dumm, anderen Leuten einfach zu glauben, denn dann gibt es im Inneren kein klares Wissen. Darum sagte der Buddha: "Ich habe keinen Lehrer." Dies ist die Wahrheit. Aber Ihr solltet Euch das auf geeignete Art und Weise anschauen. Wenn Ihr es missversteht, dann werdet Ihr Euren Lehrer nicht respektieren. Lauft nicht herum und sagt: "Ich habe keinen Lehrer." Ihre müsst Euch auf Euren Lehrer verlassen können, sodass er Euch sagen kann, was richtig und was falsch ist, und dann müsst Ihr dementsprechend praktizieren.
Heute ist ein glücklicher Tag für uns alle. Ich hatte Gelegenheit, Euch alle und den Ehrwürdigen Lehrer zu treffen. Man kann sich kaum vorstellen, dass wir hier so zusammenkommen können, denn wir leben so weit voneinander entfernt. Der Buddha lehrte, dass alles, was entstanden ist, eine Ursache haben muss. Vergesst das nicht. Es muss einen Grund dafür geben. Vielleicht waren wir in einem früheren Leben Brüder und Schwestern in der gleichen Familie. Es ist möglich. Nicht irgendein anderer Lehrer kam, ich kam. Warum ist das so? Aber vielleicht schaffen wir gerade in diesem Moment neue Ursachen. Das ist ebenfalls möglich.
Somit will ich es bei dieser Belehrung belassen. Möget Ihr Euch in Eurer Praxis um Sorgfalt und Anstrengung bemühen. Es gibt nichts Besseres als Dhamma-Praxis, Dhamma unterstützt die ganze Welt. Die Menschen sind heutzutage konfus, denn sie kennen den Dhamma nicht. Wenn wir den Dhamma bei uns haben, dann werden wir zufrieden sein. Ich bin glücklich darüber, dass ich Gelegenheit hatte, Euch und Eurem Ehrwürdigen Lehrer in der Entwicklung der Dhamma-Praxis behilflich zu sein. Ich verlasse Euch also mit herzlichen, guten Wünschen: Morgen geht es weiter, ich bin mir allerdings nicht sicher, wohin. Da ist nur natürlich. Wenn es ein Kommen gibt, dann gibt es auch ein Gehen - gibt es ein Gehen, dann muss es ein Kommen geben. So bewegt sich die Welt. Wir brauchen nicht übermäßig erfreut oder verstimmt zu sein über die Veränderungen in der Welt. Da ist Glück, und dann ist da Leid; da ist Leid und dann wieder Glück; da ist Gewinn und dann Verlust; da ist Verlust und dann wieder Gewinn. So verhält es sich um die Dinge.
Zu Zeiten des Buddha gab es einige unter seinen Schülern, die ihn nicht mochten, denn der Buddha spornte sie dazu an, fleißig und aufmerksam zu sein. Diejenigen, die faul waren, hatten vor dem Buddha Angst und ärgerten sich über ihn. Als der Buddha starb, weinte eine Gruppe seiner Schüler. Sie waren sehr erschüttert, dass sie ihn nun nicht mehr hatten, um geleitet zu werden. Diese waren immer noch nicht klug geworden. Eine andere Gruppe von Schülern war erfreut und erleichtert, dass sie nun nicht mehr den Buddha im Rücken hatte, der ihnen ständig sagte, was zu tun sei. Eine dritte Gruppe von Schülern war gleichmütig. Sie reflektierten, dass alles, was entsteht, als natürliche Konsequenz auch vergehen muss. Es gab also diese drei Gruppen. Mit welcher Gruppe identifiziert Ihr Euch? Wollt Ihr einer derjenigen sein, die erfreut waren, oder was? Die Gruppe der Schüler, die weinten, als der Buddha, starb, hatten den Dhamma noch nicht realisiert. Die zweite Gruppe hatte Ressentiments gegenüber dem Buddha. Er verbat ihnen ständig, Dinge zu tun, die sie gern tun wollten. Sie lebten in Angst vor den Ermahnungen und Zurechtweisungen des Buddha und waren deshalb erleichtert, als der Buddha gestorben war.
Heutzutage sind die Dinge nicht viel anders. Es ist möglich, dass der Lehrer einige Schüler hat, die mit ihm im argen liegen. Sie mögen es nach außen hin nicht zeigen, aber es ist in ihren Herzen. Es ist ganz normal für Menschen, die immer noch den Geistestrübungen unterliegen, so etwas zu empfinden. Sogar der Buddha hatte Leute, die ihn hassten. Ich selbst habe auch Anhänger, die mich nicht mögen. Ich sage ihnen, sie sollen negative Handlungen aufgeben, aber statt dessen pflegen sie ihre schlechten Handlungen. Also hassen sie mich. Von der Sorte gibt es eine Menge. Mögen alle diejenigen von Euch, die intelligent sind, sich fest an die Dhamma-Praxis halten.
[5] Kurz nach seiner Erleuchtung war der Buddha auf dem Weg nach Benares und wurde von einem Wanderasketen angesprochen: Deine Gesichtszüge sind klar. Freund. Dein Verhaften strahlt Gelassenheit aus... wer ist Dein Lehrer? Der Buddha antwortete ihm, dass es niemanden in der Welt gäbe der für sich beanspruchen könne, sein Lehrer zu sein, denn er wurde durch eigene Kraft völlig erleuchtet. Der Brahmane konnte diese Antwort nicht verstehen und ging von dannen wobei er vor sich hinmurmelte... Nun ja gut für Dich, Freund, gut für Dich."