Dhamma Natur - Früchte im Wind

Manchmal, wenn ein Obstbaum in Blüte steht, bewegt sich ein Lüftchen und streut seine Blüten auf die Erde. Einige der Fruchtansätze bleiben am Baum und wachsen zu kleinen grünen Früchten. Es kommt ein Windstoß, und auch dadurch fallen einige herab. Andere wiederum mögen fast, manche sogar völlig zur Reife gelangen, ehe sie abfallen.

Genauso ist es mit den Menschen. Wie Blumen und Früchte im Wind fallen auch sie in verschiedenen Lebensabschnitten. Manche sterben bereits im Mutterleib, andere nur wenige Tage nach der Geburt. Wieder andere leben nur ein paar Jahre und sterben dann, ohne je die Reife erlangt zu haben. Männer und Frauen sterben in ihrer Jugend; und schließlich erreichen einige ein hohes Alter, bevor sie sterben.

Wenn man über die Menschen nachdenkt, dann erinnert man sich der Beschaffenheit der Früchte im Wind: Beide sind sehr unbeständig.

Diese Unbeständigkeit der Dinge kann man auch im Klosterleben beobachten. Manche Leute kommen ins Kloster, um Mönch zu werden, ändern aber ihre Meinung und gehen wieder, einige sogar mit schon geschorenem Kopf. Andere sind bereits Novizen und entscheiden sich dann zu gehen. Manche werden nur für die Dauer einer Regenzeit Mönch, bevor sie den Orden wieder verlassen. [1] Sie alle gleichen den Früchten im Wind: es ist alles sehr unbeständig.

Unser Verstand ist dem ähnlich. Ein geistiger Eindruck entsteht, formt sich, durchzieht das Bewusstsein - und dann fällt der Verstand, wie eine Frucht.

Der Buddha verstand diese ungewisse Natur der Dinge. Er betrachtete das Phänomen der Früchte im Wind und verglich sie mit den Mönchen und Novizen, die seine Schüler waren. Er erkannte, dass auch diese im wesentlichen von der gleichen Natur waren - nämlich unbeständig. Wie könnte es auch anders sein? Dies trifft auf alle Dinge zu.

Daher ist es für jemanden, der sich in Achtsamkeit übt, nicht besonders erforderlich, jemanden zu haben, der ihn ständig auf etwas hinweist, was er selbst beobachten und verstehen kann. Ein Beispiel dafür war der Buddha, der in einem früheren Leben der König Chanokomun war. Er kam allein durch die Beobachtung eines Mangobaums zur Einsicht.

Eines Tages, als er mit seinem Gefolge einen Park besuchte, sah er von seinem Elefanten aus einige Mangobäume, die schwer mit reifen Früchten behangen waren. Da er nicht anhalten konnte, nahm er sich vor, später zurückzukehren, um einige Früchte zu pflücken. Jedoch ahnte er nicht, dass seine ihm folgenden Begleiter sie inzwischen voller Gier an sich rafften, indem sie Stöcke benutzten, um sie herunter zu schlagen. Dabei wurden die Äste zerbrochen und das Laub überall verstreut.

Als der König am Abend in diesen Park zurückkehrte und sich auf den köstlichen Genuss der Mangos freute, musste er entdecken, dass alle Früchte verschwunden waren - völlig abgeräumt. Und nicht nur das, sondern auch die Zweige und Blätter waren überall abgebrochen und lagen verstreut umher.

Der König, sehr enttäuscht und betroffen, bemerkte ferner auch einen Mangobaum in der Nähe, der noch alle Zweige und Blätter besaß. Darüber wunderte er sich sehr. Daraufhin erkannte er, dass dieser Baum keine Früchte trug. Wenn ein Baum keine Früchte trägt, dann wird sich niemand darum kümmern, und somit bleiben Zweige und Blätter unbeschädigt. Diese Erfahrung hielt ihn auf dem Rückweg zum Palast in Gedanken versunken: "Es ist unangenehm, mühsam und schwierig, ein König zu sein. Es bedeutet ständige Sorge um all meine Untertanen. Was würde geschehen, wenn jemand versuchen würde, Teile meines Königreiches anzugreifen, zu plündern oder zu besetzen?" Er konnte bei solchen Gedanken keine Ruhe finden; sogar sein Schlaf wurde durch quälende Träume gestört.

In Gedanken sah er noch einmal den Mangobaum vor sich - ohne Früchte und mit unbeschädigten Zweigen und Blättern. "Wenn wir es schaffen könnten, dem Mangobaum ähnlich zu sein", dachte er, "dann würden auch unsere 'Zweige' und 'Blätter' nicht beschädigt."

Darüber dachte er in seinem Zimmer in aller Tiefe nach. Er verglich sich selbst mit diesem Mangobaum und schloss daraus, dass man, wenn man sich nicht in weltliche Dinge verstrickt, echte Unabhängigkeit erlangt, befreit von Sorgen und Problemen. Der Geist wäre dann unbeschwert. Diese Art der Betrachtung führte ihn schließlich dazu, Mönch zu werden.

Wohin auch immer er sich von diesem Zeitpunkt an begab, wenn man ihn fragte, wer sein Lehrer sei, antwortete er: "Ein Mangobaum". Er benötigte nicht viel zusätzliche Belehrung. Ein Mangobaum war die Ursache seines Erwachens zum opanayika-dhamma, zur Lehre, die nach innen führt. Diese Art des Erwachens machte ihn zum Mönch, zu jemandem, der wenige Sorgen hat, sich weit wenigem zufrieden gibt und die Zurückgezogenheit liebt. Indem er seinen königlichen Status aufgab, fand sein Geist schließlich den Frieden.

In dieser Geschichte war der Buddha ein Bodhisatta, der sich auf diese Weise ohne Unterlass entwickelte. Wie der Buddha als König Chanokomun, so sollten auch wir umsichtig sein und die Dinge um uns herum betrachten, weil alles in der Welt nur darauf wartet, uns zu belehren.

Sogar mit relativ wenig intuitiver Weisheit wären wir dann in der Lage, die Wege der Welt klar zu durchschauen. Wir werden dann verstehen, dass alles in der Welt uns als Lehrer dienen kann. Bäume und Reben zum Beispiel können uns die wahre Natur der Wirklichkeit enthüllen. Besitzt man Weisheit, dann besteht keine Notwendigkeit, jemanden zu befragen oder zu studieren. Wir können von der Natur genug lernen, um zu erwachen, wie in der Geschichte von König Chanokomun, denn alles um uns herum folgt dem Weg der Wahrheit, anstatt von ihm abzuweichen.

Verbunden mit Weisheit sind Selbstbeherrschung und Zurückhaltung, die uns weitere Einsicht in die Wege der Natur eröffnen können. Auf diese Art werden wir die letztendliche Wahrheit kennen lernen, nämlich dass alle Phänomene anicca, dukkha, anatta sind. Nimm zum Beispiel die Bäume: Alle Bäume auf der Erde sind gleich, sind 'eins', wenn man sie gemäß der Wirklichkeit von anicca, dukkha, anatta betrachtet. Zuerst entstehen sie, um dann zu wachsen und heranzureifen, sich ständig verändernd, und um schließlich zu vergehen, wie es mit jedem Baum geschieht.

In gleicher Weise werden Menschen und Tiere geboren, sie wachsen und verändern sich während ihrer Lebenszeit, um dann schließlich zu sterben. Die mannigfaltigen Veränderungen, die während dieser Übergangsphasen von Leben und Tod vor sich gehen, zeigen den Weg des Dhamma. Das bedeutet, dass alle Dinge vergänglich sind, Verfall und Auflösung als natürliche Bedingungen mit sich bringend.

Wenn wir mit Gewahrsein und Verständnis ausgestattet sind und mit Achtsamkeit und Weisheit studieren, dann werden wir Dhamma als Realität erkennen. Wir sehen dann, wie Menschen ständig geboren werden, sich verändern und schließlich vergehen. Wir sind alle dem Kreislauf von Geburt und Tod ausgesetzt; und weil dem so ist, sind alle Wesen im Universum 'eins' darin. Indem man eine Person klar und deutlich erkennt, erkennt man gleichzeitig alle Wesen dieser Welt.

Auf diese Art und Weise ist alles Dhamma, nicht nur die Dinge, die wir mit unserem physischen Auge sehen, sondern auch die Dinge in unserem Geist. Ein Gedanke entsteht, wandelt sich und vergeht. Dies nennt man nama-dhamma, ein geistiger Eindruck, der entsteht und vergeht. Dies ist die wahre Natur des Geistes. Zusammengenommen bezeichnet man dies als die edle Wahrheit des Dhamma. Wenn man nicht auf diese Weise wahrnimmt und beobachtet, so wird man nicht sehen! Sieht man jedoch, so besitzt man die Weisheit, den Dhamma zu hören, wie der Buddha ihn lehrte.


 

Wo ist der Buddha?
Der Buddha ist im Dhamma.

Wo ist der Dhamma?
Der Dhamma ist im Buddha.

Gerade hier und jetzt!

Wo ist der Sangha?
Der Sangha ist im Dhamma.


Buddha, Dhamma und Sangha existieren in unserem Geist; wir müssen dies jedoch klar erkennen. Manche Menschen bedienen sich dessen sehr leichtfertig und sagen: "Oh! Buddha, Dhamma und Sangha existieren in meinem Geist", aber ihre eigene Praxis ist dem nicht angemessen. Es trifft deshalb nicht zu, dass man Buddha, Dhamma und Sangha in ihrem Geist antrifft, denn ihr Geist muß erst so werden. dass er den Dhamma wirklich erkennen kann. Führt man alles auf diesen Kern des Dhamma zurück, so werden wir erkennen, dass Wahrheit in dieser Welt existiert. Daher ist es für uns durchaus möglich, sie durch Praxis zu realisieren.

Zum Beispiel ist im Bereich von nama-dhamma, das sind Gefühle, Gedanken, Vorstellungen usw., alles ungewiss. Steigt Ärger in uns auf, so wächst er, verändert sich und löst sich wieder auf. Ebenso Glücksgefühle - sie entstehen, wachsen und verändern sich und verschwinden schließlich. Alle diese Dinge sind leer, sie sind nicht ein 'Ding' an sich. Auf diese Weise bewegen sich alle Dinge, sowohl körperliche als auch geistige. Innerlich gibt es diesen Körper und Geist. Äußerlich gibt es Bäume, Reben und alle möglichen Dinge, die dieses universelle Gesetz der Unsicherheit widerspiegeln.

Sei es ein Baum, ein Berg oder ein Tier, es ist alles Dhamma. Wo befindet sich Dhamma? Einfach ausgedrückt: Es gibt nichts, was nicht Dhamma wäre. Dhamma ist Natur schlechthin. Dies bezeichnet man als sacca-dhamma, wahrer Dhamma. Sieht man die Natur, so sieht man Dhamma; sieht man Dhamma, so sieht man die Natur. Die Natur sehend, erkennt man Dhamma.

Was soll also das viele Studium, wenn die grundlegende Realität, so wie sie sich in jedem Augenblick und durch jede Handlung darstellt, nur ein unaufhörlicher Kreislauf von Entstehen und Vergehen ist? Wenn wir achtsam und voller Gewahrsein in allen Körperhaltungen sind (sitzen, stehen, gehen, liegen), dann kann Selbsterkenntnis entstehen. Das bedeutet, man erkennt die Wahrheit von Dhamma, so wie sie sich bereits im Hier und Jetzt offenbart.

In der Gegenwart lebt der Buddha noch, der wahre Buddha, denn er selbst ist Dhamma, sacca-dhamma. Und sacca-dhamma, das, was einen befähigt, ein Buddha zu werden, existiert ebenso. Er ist nirgendwohin geflüchtet! Er lässt zwei Buddhas entstehen, einen im Körper und einen im Geist.

"Die Realität von Dhamma kann man nur durch ständige Übung verwirklichen," sagte der Buddha zu Ananda. Wer Dhamma sieht, sieht den Buddha - wer den Buddha sieht, sieht Dhamma. Und warum ist das so? Zuvor existierte kein Buddha; erst als Siddhattha Gotama Dhamma realisierte, da wurde er zum Buddha. Wenn wir es auf diese Art erklären, dann sind wir ihm gleich. Wenn wir Dhamma realisieren, dann werden wir ebenfalls ein Buddha sein. Dies bezeichnet man als 'den Buddha im Geist' oder nama-dhamma.

In all unserem Tun sollten wir achtsam sein, denn wir werden zu Erben unserer guten und schlechten Taten. Tun wir Gutes, so werden wir Gutes ernten; tun wir Schlechtes, so ernten wir Schlechtes. Wir brauchen nur unser tägliches Leben zu beobachten, um die Richtigkeit dieser Feststellung zu erkennen. Siddhattha Gotama erwachte, indem er diese Wahrheit in sich verwirklichte, und dadurch erschien ein Buddha auf dieser Welt. Gleichfalls wird jeder Mensch, der sich um die Realisierung dieser Wahrheit bemüht, sich zu einem Buddha hin verändern.

Daher ist der Buddha noch immer gegenwärtig. Manche Menschen fühlen sich sehr glücklich, wenn sie sagen können: "Wenn der Buddha noch existiert, dann kann ich Dhamma praktizieren!" Auf diese Weise soll man es betrachten.

Der Buddha realisierte Dhamma, und zwar den Dhamma, der ständig in der Welt vorhanden ist. Man kann ihn mit Grundwasser vergleichen, was permanent im Boden vorrätig ist. Wenn jemand einen Brunnen auszuheben wünscht, dann muss tief gegraben werden, um den Grundwasserspiegel zu erreichen. Das Grundwasser ist bereits vorhanden, man braucht es nicht zu erschaffen, sondern einfach nur zu entdecken. Auf ähnliche Weise hatte der Buddha den Dhamma nicht erfunden oder gar verfügt, sondern er offenbarte lediglich, was bereits vorhanden war. Der Buddha schaute Dhamma in innerer Betrachtung. Deshalb sagt man vom Buddha, dass er erleuchtet war, denn Erleuchtung bedeutet, Dhamma zu erkennen. Dhamma ist die Wahrheit dieser Welt. Seit Siddhattha Gotama dies erkannt hatte, wurde er als der 'Buddha' bezeichnet; und Dhamma ist das, dessen Erkenntnis es anderen Menschen möglich macht, ein Buddha zu werden.

Wenn die Menschen eine gute Lebensführung haben und auf Dhamma bauen, dann wird es ihnen nie an Tugend und Güte mangeln. Wenn wir das verstehen, dann werden wir sehen, dass wir wirklich nicht so weit vom Buddha entfernt sind, sondern ihm von Angesicht zu Angesicht gegenübersitzen. Wenn wir den Dhamma verstehen, dann werden wir im selben Moment den Buddha sehen.

Wenn man wirklich praktiziert, wird man den Buddha-Dhamma hören, gleichgültig ob man am Fuße eines Baumes sitzt oder sich in irgendeiner anderen Situation befindet. Dies ist nicht eine Sache einfachen Nachdenkens. Er entsteht aus der Reinheit des Geistes. Es ist nicht genug, sich nur dieser Worte zu erinnern; es geht darum, Dhamma selbst direkt zu sehen; Um nichts anderes als das. Darum müssen wir mit Entschlossenheit üben, um dies zu sehen, sodass unsere Praxis wirklich vollständig wird. Wo auch immer wir sitzen, gehen, stehen oder liegen - wir werden Buddha-Dhamma hören.

Um seine Lehre anzuwenden, lehrte uns der Buddha, an einem ruhigen Ort zu verweilen, um zu erlernen, wie man die Sinnestätigkeit von Auge, Ohr, Nase, Zunge, Körper und Geist zügelt und sammelt. Dies ist die Grundlage für unsere Praxis, denn genau an diesen Orten entstehen alte Dinge - und nur dort. Deshalb zügeln wir diese sechs Sinne und sammeln uns, um die Vorgänge kennen zu lernen, die gerade dort entstehen. Alles Gute und Schlechte entsteht aufgrund dieser sechs Sinne. Für das Auge ist Sehen von Bedeutung, für das Ohr Hören, für die Nase Riechen, für die Zunge Schmecken, für den Körper der Kontakt mit Heißem, Kaltem, Hartem oder Weichem und für den Geist das Entstehen mentaler Eindrücke. Was dann für uns zu tun bleibt, ist, unsere Praxis auf diese Punkte zu lenken.

Diese Art des Übens ist leicht, denn alles, was notwendig ist, wurde bereits vom Buddha dargelegt. Man kann das damit vergleichen, dass der Buddha einen Obstgarten angelegt hat und uns dazu einlädt, die Früchte zu genießen. Wir selbst brauchen keine Bäume zu pflanzen.

Ob es nun den Bereich der Ethik, der Meditation oder der Weisheit betrifft, es besteht keine Notwendigkeit, zu spekulieren, Neues zu erschaffen oder anzuordnen, denn wir brauchen nur den Dingen zu folgen, die in Buddhas Lehre bereits vorhanden sind.

Wir können uns deshalb als sehr glücklich schätzen, dass wir die Lehre des Buddha vernommen haben. Der Obstgarten ist bereits vorhanden, die Früchte sind bereits heran gereift. Alles ist bereits perfekt und vollständig. Was jetzt noch nötig ist, ist jemand, der die Früchte pflückt - jemand mit genug Vertrauen in die Praxis!

Wir sollten bedenken, dass unser gegenwärtiges, aufgrund verdienstvollen Handelns erworbenes Glück sehr wertvoll ist. Wir brauchen uns nur um zu schauen, um zu sehen, wie sehr andere Lebewesen vom Unglück betroffen sind; z.B. Hunde, Schweine, Schlangen und andere Kreaturen haben keine Gelegenheit, Dhamma zu praktizieren. Es handelt sich hierbei um Lebewesen, die aufgrund von kammischen Vergeltungen von Unglück betroffen sind. Wenn man keine Möglichkeit hat, Dhamma zu praktizieren, dann hat man auch keine Möglichkeit, sich vom Leid zu befreien.

Als menschliche Wesen sollten wir darauf bedacht sein, nicht selbst zum Opfer solchen Unglücks zu werden, fernab von jeglicher Selbstdisziplin und angenehmer Wesensart. Falle nicht diesem Unglück anheim. Denn das bedeutet, ohne Hoffnung zu sein, den befreienden Weg in Richtung nibbana zu erreichen und die hierfür erforderlichen Tugenden zu entwickeln. Glaube nicht, es gäbe bereits keine Hoffnung mehr! Durch solche Gedanken würden wir auf die gleiche Art von Unglück betroffen sein wie alle anderen Lebewesen.

Wir sind Lebewesen, die in den Bannkreis des Buddha geraten sind. Deshalb gelten wir als Menschen mit ausreichenden Verdiensten und Ressourcen. Wenn wir in der Gegenwart unser Verständnis, unsere Meinungen und unser Wissen korrigieren und entwickeln, dann wird es uns dahin führen, dass wir uns so verhalten und so üben, um Dhamma in diesem gegenwärtigen Leben zu sehen und zu realisieren.

Wir unterscheiden uns deshalb von denjenigen Kreaturen, die zum Erwachen im Dhamma geführt werden sollten. Der Buddha lehrte, dass in diesem gegenwärtigen Augenblick Dhamma existiert - gerade vor uns. Der Buddha sitzt uns im Hier und Jetzt genau gegenüber. Warum also zu anderer Zeit an einem anderen Ort nach ihm suchen?

Wenn wir nicht auf die richtige Art nachdenken und nicht richtig praktizieren, dann werden wir zurückfallen in die Bereiche der Tiere, der hungrigen Geister und Dämonen oder in die Hölle. [2] Wie gefällt dir das? Betrachte einfach Deinen Geist. Wenn Zorn darin entflammt, was ist das? Sieh genau hin, da ist es! Wenn Verblendung aufkommt, was ist das? Das ist es, genau dort! Wenn Gier entsteht, was ist das? Betrachte es genau da!

Wenn man diese geistigen Zustände nicht erkennt und klar und deutlich versteht, entfernt sich der Geist vom Menschlichen. Alle Zustände unterliegen einem ständigen Werdeprozess. Der Werdeprozess führt zu einer Geburt oder einer Existenz, die von den gegenwärtigen Zuständen bestimmt wird. Daher entstehen und existieren wir entsprechend unserer Geisteshaltung.




Fußnoten

[1] In Thailand ist es Brauch. dass jeder Mann zumindest einmal im Leben für kurze Zeit Mönch wird, traditionellerweise während einer Regenzeit, d. h. für drei Monate.

[2] Siehe Glossar 'Existenzbereiche. Der Ehrwürdige Ajahn hat immer betont, dass wir uns diese als Zustände im gegenwärtigen Moment in unserem eigenen Geist anschauen. So kann man, abhängig vom jeweiligen Geisteszustand sagen, dass wir fortwährend in diese verschiedenen Stadien hinein geboren werden. Sollte z. B. der Geist im Feuer des Ärgers entbrannt sein dann wären wir aus dem Menschendasein heraus gefallen und in der Hölle wiedergeboren - und zwar in diesem Augenblick.



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