Dhamma-Vorträge von Ajahn Chah
(Phra Bodhinyana Thera)
Dieser Vortrag wurde im September 1981 in einem abgelegenen Waldkloster im Nord-Osten Thailands, in Tam Saeng Pet, gehalten. Es war einer der letzten Vorträge, die Ajahn Chah gab, bevor er die Fähigkeit zu sprechen für immer verlor.
Während dieser Regenzeit habe ich nicht viel Kraft, es geht mir nicht so gut. Deshalb bin ich hier oben auf diesen Berg gekommen, um etwas frische Luft zu atmen. Die Leute kommen, um mich zu besuchen, aber ich kann sie nicht so empfangen, wie ich es gewohnt bin, denn meine Stimme ist so gut wie erledigt und meine Atmung so gut wie verschwunden. Ihr könnt es als einen Segen betrachten, dass dieser Körper hier immer noch sitzt, sodass Ihr ihn alle sehen könnt. Diese Tatsache selbst ist ein Segen. Schon bald werdet Ihr ihn nicht mehr sehen. Der Atem wird zu Ende gehen, die Stimme wird verschwunden sein. Sie werden entsprechend ihrer unterstützenden Faktoren dahingehen, wie alle zusammengesetzten Dinge. Der Erhabene nannte es khaya-vayam, Verfall und Auflösung aller bedingten Phänomene.
Wie lösen sie sich auf? Stellt Euch einen Eisklumpen vor. Ursprünglich war er einfach nur Wasser... Man friert es, und es wird zu Eis. Aber es dauert nicht lange, bis es wieder schmilzt. Nehmt einen großen Klumpen Eis, z. B. so groß wie das Tonbandgerät hier, und lasst ihn draußen in der Sonne liegen. Ihr könnt sehen, wie er vergeht, gerade so wie der Körper. Er wird sich allmählich auflösen. Alles was nach wenigen Stunden oder Minuten übrig bleibt, ist eine Wasserpfütze. Das nennt man khaya-vayam, der Zerfall und die Auflösung aller zusammengesetzten Dinge. Das war schon immer so, seit uranfänglichen Zeiten. Wenn wir geboren werden, bringen wir dies von Natur aus mit in die Welt, wir können es nicht vermeiden. Bei der Geburt bringen wir Altern, Krankheit und Tod mit uns.
Aus diesem Grund erwähnte der Buddha khaya-vayam, den Zerfall und die Auflösung aller zusammengesetzten Dinge. Alle, die wir jetzt hier in dieser Halle sitzen - Mönche, Novizen, Frauen und Männer - sind ohne Ausnahme 'Klumpen des Zerfalls'. In diesem Moment ist der Klumpen hart, gerade so wie der Eisklumpen. Es beginnt mit Wasser, wird zu Eis für kurze Zeit und schmilzt dann wieder. Könnt Ihr diesen Verfall in Euch selbst sehen? Schaut Euch diesen Körper an. Er altert mit jedem Tag... die Haare altern, die Nägel altern... alles altert!
Ihr wart bestimmt vorher nicht so, wie Ihr jetzt seid, oder? Ihr wart wahrscheinlich viel kleiner, aber jetzt seid Ihr erwachsen und gereift. Von jetzt an werdet Ihr zerfallen - den Gesetzen der Natur folgend. Der Körper zerfällt wie der Eisklumpen, und schon bald ist alles verschwunden; Alle Körper setzen sich aus den vier Elementen zusammen: Erde, Wasser, Wind und Feuer. Ein Körper stellt ein Zusammenkommen von Erde, Wasser, Wind und Feuer dar, den wir dann als eine Person bezeichnen. Es lässt sich nur schwer sagen, wie man es ursprünglich bezeichnen könnte, aber jetzt bezeichnen wir es als eine 'Person'. Wir sind darin regelrecht vernarrt und sagen, sie sei männlich oder weiblich; wir geben ihr Namen, Herr und Frau usw., sodass wir uns leichter identifizieren können. Aber in Wirklichkeit gibt es dort niemanden. Da ist nur Erde, Wasser, Wind und Feuer. Wenn sie in dieser uns bekannten Form zusammenkommen, dann bezeichnen wir das Resultat als eine 'Person'. Nun, Ihr braucht Euch darüber nicht zu beunruhigen. Wenn Ihr da wirklich hineinschaut, dann gibt es dort niemanden.
Was im Körper fest ist, wie Fleisch, Haut, Knochen usw., das bezeichnet man als das Erdelement. Die flüssigen Aspekte des Körpers sind das Wasserelement. Die Fähigkeit der Wärmeentwicklung im Körper ist das Feuerelement; während die Winde, die durch den Körper ziehen, das Windelement darstellen.
In Wat Pah Pong haben wir einen Körper, der weder männlich noch weiblich ist. Es handelt sich dabei um das Skelett in der großen Halle. Wenn man es sich anschaut, bekommt man nicht den Eindruck, dass es sich dabei entweder um einen Mann oder eine Frau handelt. Die Leute fragen sich, ob es ein Mann oder eine Frau ist, und schauen sich dabei gegenseitig verständnislos an. Es ist nur ein Skelett, Fleisch und Haut sind völlig verschwunden.
Die Menschen sind diesen Dingen gegenüber unwissend. Manche kommen nach Wat Pah Pong, gehen in die große Halle, sehen die Skelette und kommen gleich wieder heraus gerannt! Sie können es nicht ertragen hinzuschauen. Sie haben Angst, Angst vor den Skeletten. Ich nehme an, dass diese Leute sich selbst vorher noch nie gesehen haben. Angst vor Skeletten... Sie reflektieren nicht über den hohen Wert eines Skeletts. Um zum Kloster zu gelangen, mussten sie im Auto reisen oder zu Fuß kommen. Wie würde es ihnen ergehen, wenn sie keine Knochen hätten? Könnten sie dann so herumlaufen? Aber sie fahren mit ihren Autos nach Wat Pah Pong, gehen in die große Halle, sehen die Skelette und kommen sofort wieder heraus gerannt! Sie haben noch nie so ein Ding gesehen. Sie wurden damit geboren, haben es aber noch nie gesehen. Es ist ein glücklicher Umstand, dass sie jetzt die Gelegenheit haben, es zu sehen. Sogar alte Menschen sehen die Skelette und bekommen es mit der Angst zu tun. Was soll der ganze Wirbel? Es zeigt nur, dass sie mit sich selbst überhaupt nicht in Berührung sind, sie kennen sich selbst nicht. Vielleicht gehen sie nach Hause und können drei oder vier Nichte lang nicht schlafen... und dennoch schlafen sie zusammen mit einem Skelett! Sie kleiden sich damit, essen damit und tun alles andere damit... und trotzdem haben sie davor Angst.
Das zeigt nur, wie sehr sich die Menschen von sich selbst entfernt haben. Wie bedauerlich! Sie schauen ständig nach außen zu Bäumen, anderen Menschen, äußeren Objekten und sagen, dieses sei groß und jenes klein, dies ist kurz und das ist lang. Sie sind so damit beschäftigt, andere Dinge zu betrachten, dass sie sich selbst nie sehen können. Um ehrlich zu sein, die Leute sind wirklich bemitleidenswert. Sie haben keine Zuflucht.
Für die Aufnahmezeremonie in den Mönchsorden müssen die Aspiranten die fünf grundlegenden Meditationsthemen lernen: kesa, Kopfhaar; loma, Körperbehaarung: nakha, Nägel; danta, Zähne; taco, Haut. Einige der Studenten und gebildeten Leute schmunzeln in sich hinein, wenn sie diesen Teil der Zeremonie hören... "Was will uns der Ajahn damit beibringen? Er lehrt uns etwas über Haare, wobei wir sie schon seit langem mit uns herumtragen. Er braucht uns das nicht zu erzählen, denn das kennen wir schon. Was soll die Mühe, uns etwas zu lehren, was wir sowieso schon wissen?" So sprechen Leute, die eine beschränkte Sichtweise haben, denn sie glauben, sie sähen das Haar bereits. Ich sage ihnen aber, dass ich damit meine, es so zu sehen, wie es wirklich ist, wenn ich empfehle, 'das Haar zu sehen'. Ebenso sind Körperhaare zu sehen, wie sie wirklich sind, Nägel, Zähne und Haut zu sehen, wie sie wirklich sind. Das bezeichne ich als 'sehen', also nicht ein Sehen im oberflächlichen Sinne, sondern ein Sehen im Sinne der Wahrheit. Wir wären nicht so sehr bis über beide Ohren in Sachen versunken, wenn wir die Dinge so sehen würden, wie sie wirklich sind. Haare, Nägel Zähne, Haut... wie sieht es wirklich damit aus? Sind sie schön? Sind sie sauber? Haben sie irgendeine echte Substanz? Sind sie beständig? Nein, sie sind nichts Besonderes. Sie sind nicht schön, aber wir stellen uns vor, sie seien es. Sie haben keine Substanz, aber wir stellen uns eine vor.
Haare, Nägel, Zähne, Haut... die Menschen sind diesen Dingen wirklich verfallen. Der Buddha machte sie zu grundlegenden Meditationsthemen; er lehrte uns, diese Dinge zu kennen. Sie sind kurzlebig, unvollkommen und ohne einen Besitzer; sie gehören weder 'mir' noch 'anderen'. Wir werden mit diesen Dingen geboren und gleichzeitig von ihnen getäuscht, aber in Wirklichkeit sind sie ekelhaft. Angenommen, wir würden eine Woche lang nicht baden, könnten wir es ertragen, uns einander nahe zu sein? Wir würden wirklich übel riechen. Wenn Leute kräftig schwitzen, z. B. wenn viele hart zusammen arbeiten, dann ist der Geruch furchtbar. Wir gehen dann nach Hause und reiben uns tüchtig mit Wasser und Seife ab, und der Geruch geht etwas zurück, er wird durch den Duft der Seife ersetzt. Wenn man sich den Körper mit Seife einreibt, dann scheint er einen Duft anzunehmen; aber in Wirklichkeit ist der schlechte Geruch des Körpers immer noch da, nur eben vorübergehend überlagert. Wenn der Duft der Seife verschwunden ist, dann kommt der Geruch des Körpers wieder zurück.
Unsere Tendenz ist aber, zu denken, diese Körper seien schön, stark, wunderbar und halten lange an. Wir tendieren dazu, zu denken, dass wir nie alt oder krank oder gar sterben würden. Wir werden vom Körper genarrt und bezaubert, und sind uns deshalb der wahren Zuflucht in uns selbst nicht bewusst. Der wahre Ort der Zuflucht ist der Geist. Diese Halle hier mag z. B. sehr groß aussehen, aber sie kann keine wahre Zuflucht darstellen. Tauben suchen hier Schutz, Geckos und Eidechsen... Wir denken vielleicht, die Halle gehöre uns, aber dem ist nicht so. Wir leben hier zusammen mit allen anderen Lebewesen. Dies ist nur ein vorübergehender Schutz, schon bald müssen wir ihn verlassen. Die Menschen nehmen solchen Schutz als Zuflucht.
Der Buddha sprach also davon, eine Zuflucht zu finden. Das bedeutet, dass Ihr Euer wirkliches Herz findet. Das Herz ist sehr wichtig. Die Menschen schauen normalerweise nicht auf wichtige Dinge, sie verbringen die meiste Zeit damit, sich unbedeutenden Dingen zu widmen. Wenn sie z. B. ihr Haus säubern, dann können sie sehr davon eingenommen sein, aufzuräumen, das Geschirr abzuwaschen usw., aber sie übersehen dabei ihr eigenes Herz. Ihr Herz mag elend sein, sie mögen sich ärgerlich fühlen und das Geschirr mit einem sauren Gesichtsausdruck abwaschen. Sie vermögen nicht zu sehen, dass ihr eigenes Herz nicht sehr rein ist. Dies bezeichne ich als 'sich einen vorübergehenden Schutz als Zuflucht nehmen'. Sie verschönern ihr Heim und Haus, aber sie denken nicht daran, ihre eigenen Herzen zu verschönern. Sie untersuchen nicht das Leiden. Das Herz ist die wichtige Sache. Der Buddha lehrte, eine Zuflucht im eigenen Herzen zu finden: Atta hi attano natho - 'Mach Dich selbst zu Deiner Zuflucht'. Wer könnte sonst Eure Zuflucht sein? Die wahre Zuflucht ist das Herz, sonst nichts. Ihr könntet versuchen, Euch auf andere Dinge zu verlassen, aber sie sind keine sehr sichere Angelegenheit. Ihr könnt Euch wirklich nur dann auf andere Dinge verlassen, wenn Ihr bereits eine Zuflucht in Euch selbst habt. Ihr müsst zuerst Eure eigene Zuflucht haben, ehe Ihr Euch auf irgend etwas anderes verlassen könnt, seien es Lehrer, Familie, Freunde oder Verwandte.
Ihr alle, die Ihr heute hierher zu Besuch gekommen seid, sowohl Laien als auch Hauslose, [16] bedenkt bitte diese Lehre. Fragt Euch selbst: "Wer bin ich? Warum bin ich hier? Warum wurde ich geboren?" Einige Leute erkennen es nicht. Sie wollen gern glücklich sein, aber das Leid nimmt kein Ende. Es ist alles Leiden. Und warum? Weil sie keine Weisheit besitzen. Die Armen sind unglücklich, weil sie nicht genug haben, und die Reichen sind unglücklich, weil sie zu viel haben, um das sie sich kümmern müssen.
Als junger Novize hielt ich früher einmal einen Dhamma-Vortrag. Ich sprach über das Glück von Reichtum und Besitz und davon, dass man Bedienstete hat usw. Hundert männliche Bedienstete, hundert weibliche Bedienstete, hundert Elefanten, hundert Kühe, hundert Wasserbüffel... hundert von allem! Das ging den zuhörenden Laien runter wie Honig. Aber könnt Ihr Euch vorstellen, Euch um einhundert Wasserbüffel zu kümmern? Oder einhundert Kühe, einhundert männliche und weibliche Bedienstete... könnt Ihr Euch vorstellen, wie das wäre, sich um all das kümmern zu müssen? Würde das Spaß machen? Die Leute betrachten diese Seite der Dinge nicht. Sie haben den Wunsch zu besitzen: Kühe zu besitzen und Büffel und Bedienstete... Hunderte von ihnen. Aber ich sage, schon fünfzig Büffel wären zu viel. Allein all diesen Viechern das Seil umzubinden, wäre schon zu viel des Guten! Aber die Leute überlegen sich das nicht, sie denken nur an das Vergnügen des Aneignens. Sie bedenken nicht die damit verbundenen Sorgen.
Wenn wir keine Weisheit haben, dann wird alles um uns herum eine Ursache für Leiden sein. Sind wir hingegen weise, dann werden uns diese Dinge aus dem Leiden herausführen. Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper und Geist... Augen sind nicht unbedingt eine gute Sache, wisst Ihr. Wenn Ihr schlechte Laune habt, kann Euch schon allein der Anblick von anderen Leuten ärgerlich machen oder Euch schlaflose Nächte bereiten. Oder Ihr könnt Euch in andere verlieben. Liebe bedeutet ebenfalls Leiden, wenn Ihr nicht das bekommt, was Ihr haben wollt. Beide, sowohl Liebe als auch Hass, sind Leiden aufgrund des Verlangens. Habenwollen ist Leiden, und Nicht-Habenwollen ist Leiden. Sich Dinge anschaffen wollen, selbst wenn Ihr sie bekommt, ist immer noch Leiden, denn Ihr habt Angst, dass Ihr sie wieder verliert. Es gibt nur Leiden. Wie werdet Ihr damit im Leben fertig? Ihr habt vielleicht ein großes, luxuriöses Haus, aber wenn Euer Herz nicht in Ordnung ist, dann wird sich nie das einstellen, was Ihr erwartet.
Deshalb solltet Ihr Euch alle gründlich anschauen. Warum wurden wir geboren? Erreichen wir wirklich jemals etwas in diesem Leben? Hier auf dem Lande fangen die Menschen schon in der Kindheit damit an, Reis zu pflanzen. Wenn sie 17 oder 18 Jahre alt sind, dann rennen sie fort, um zu heiraten, denn sie haben Angst, es bliebe nicht genug Zeit, Ihr Glück zu versuchen. Sie fangen schon mit jungen Jahren an zu arbeiten und denken, dass sie auf diese Art reich werden. Sie pflanzen Reis, bis sie 70 oder 80 oder gar 90 Jahre alt sind. Ich frage sie: "Vom Tage Eurer Geburt an habt Ihr gearbeitet. Jetzt ist es fast Zeit zu gehen. Was werdet Ihr mit Euch nehmen?" Sie wissen nicht, was sie sagen sollen. Alles, was sie sagen können, ist: "Ich weiß es auch nicht!" Wir haben ein Sprichwort in dieser Gegend: "Verweile nicht beim Beerenpflücken, denn ehe du dich versiehst, bricht die Dunkelheit herein." Nur wegen diesem 'weiß auch nicht'! Sie befinden sich weder hier noch dort und geben sich mit diesem 'weiß auch nicht' zufrieden. Sie sitzen in den Zweigen des Beerenbaums und stopfen sich mit Beeren voll... 'weiß auch nicht, weiß auch nicht'...
Wenn man noch jung ist, denkt man oft, dass es nicht so gut ist, allein zu sein; man fühlt sich etwas einsam. Also sucht man sich einen Partner zum Zusammenleben. Steck zwei Leute zusammen und es gibt Reibereien! Allein leben ist zu ruhig, aber das Zusammenleben mit anderen bedeutet Reibung.
Wenn die Kinder noch klein sind, dann denken die Eltern oft: "Wenn sie erst mal größer sind, dann geht es uns besser." Sie ziehen drei, vier oder fünf Kinder auf und denken, dass ihre Last leichter werde, sind die Kinder erst einmal erwachsen. Aber während die Kinder heranwachsen, wird die Bürde eher schwerer. Wie mit zwei Holzstücken, eins groß und eins klein. Man wirft das kleine weg und nimmt statt dessen das größere, denkend, es sei nun leichter, aber natürlich ist dem nicht so. Wenn die Kinder noch klein sind, dann belästigen sie Euch nicht besonders, nur eine Handvoll Reis und ab und zu eine Banane. Wenn sie aber herangewachsen sind, dann wollen sie ein Motorrad oder ein Auto! Nun ja. Ihr liebt natürlich Eure Kinder und wollt ihnen das nicht verweigern. Also versucht Ihr ihnen das zu geben, was sie haben wollen. Probleme! Manchmal streiten sich die Eltern darüber: "Geh nicht los und kauf ihm ein Auto, wir haben nicht genug Geld!" Aber wenn Ihr Eure Kinder liebt, dann müsst Ihr Euch das Geld von jemandem leihen. Vielleicht müssen sogar die Eltern auf alles verzichten, um ihren Kindern das zu geben, was sie wollen. Dann gibt es noch die Ausbildung. "Wenn sie mit ihren Studien fertig sind, dann sieht alles gut aus." Aber beim Studieren ist kein Ende in Sicht! Was werden sie jemals beenden? Nur in der Wissenschaft des Buddhismus gibt es einen Punkt der Vollendung, alle anderen Wissenschaften drehen sich nur ständig im Kreis. Am Ende bekommt man nur Kopfschmerzen. In einer Familie mit vier oder fünf Kindern streiten sich die Eltern jeden Tag.
Dies sind alles Dinge, die wir kontemplieren sollten, während wir noch etwas Energie haben; Wir sollten praktizieren, solange wir noch jung sind. Wenn Ihr also etwas Gutes [17] tun wollt, dann beeilt Euch; überlasst das nicht nur den Alten. Die meisten Leute warten, bis sie alt sind, ehe sie in ein Kloster gehen, um Dhamma zu praktizieren. Männer und Frauen sagen genau das Gleiche: "Warte erst mal, bis ich alt bin." Ich weiß nicht, warum sie das sagen. Hat ein alter Mensch viel Energie? Lasst ihn mit einem jungen Menschen um die Wette laufen und schaut Euch den Unterschied an. Warum wollen sie warten, bis sie alt werden? Sie tun so, als würden sie niemals sterben. Wenn sie dann fünfzig, sechzig oder mehr Jahre alt sind: "He, Oma! Lass uns ins Kloster gehen!" - "Geh ruhig allein, meine Ohren sind nicht mehr so gut." Seht Ihr jetzt, was ich meine? Als ihre Ohren noch gut waren, was hat sie sich da angehört? "Weiß auch nicht!"... Mit den Beeren herumtrödeln! Wenn ihre Ohren schließlich völlig kaputt sind, dann geht sie ins Kloster. Es ist hoffnungslos. Sie hört sich einen Vortrag an, aber sie hat keine Ahnung, wovon gesprochen wird. Die Leute warten, bis sie völlig verbraucht sind, ehe sie daran denken, den Dhamma zu praktizieren.
Der heutige Vortrag mag für diejenigen nützlich sein, die ihn verstehen können. Dies sind alles Dinge, die Ihr beginnen solltet zu beobachten, sie stellen unser Erbe dar. Unsere Lasten werden allmählich immer schwerer. Früher waren meine Beine stark, und ich konnte rennen. Jetzt fühlen sie sich beim bloßen Gehen schwer an. Früher trugen mich meine Beine, jetzt muß ich sie tragen. Als Kind sah ich ältere Leute von ihrem Sitz aufstehen... 'Oh!' Sogar wenn sie dieses Stadium erreichen, dann lernen sie immer noch nicht. Beim Hinsetzen beklagen sie sich... 'Oh!' Beim Aufstehen stöhnen sie... 'Oh!' Da ist ständig dieses 'Oh!' Aber sie wissen nicht, was es ist, das sie so stöhnen lässt.
Selbst wenn es so weit kommt, sehen die Leute nicht den Fluch des Körpers. Man weiß nie, wann man sich von ihm trennen muss. Was all die Schmerzen verursacht, sind schlicht Vorgänge, die ihren natürlichen Weg gehen. Die Leute nennen es Arthritis, Rheuma, Gicht usw., und der Doktor verschreibt Medikamente, aber es wird nie völlig geheilt. Am Ende fällt alles auseinander, sogar der Doktor selbst! Dies sind Vorgänge, die nach natürlichen Abläufen funktionieren. Es ist deren Art und deren Natur.
Seht Euch dies also genau an. Wenn ihr es im voraus seht, dann geht es Euch später besser, wie z. B., wenn man vor sich auf dem Weg eine giftige Schlange sieht. Wenn ihr sie dort seht, dann könnt Ihr ausweichen und werdet nicht gebissen. Wenn Ihr sie nicht seht, dann kann es sein, dass Ihr ahnungslos weitergeht und auf sie tretet. Und dann beißt sie zu.
Wenn Leiden entsteht, wissen die Leute nicht, was sie tun sollen. Wohin sollen sie gehen, um es zu behandeln? Sie wollen Leiden vermeiden und davon befreit sein, aber sie wissen einfach nicht, wie sie es behandeln sollen, wenn es auftritt. Und so leben sie weiter, bis sie alt werden... und krank... und sterben...
In alten Zeiten sagte man, dass, wenn jemand im Sterben lag, ein naher Verwandter ihm "Bud-dho, Bud-dho" ins Ohr flüstern sollte. Was sollen sie mit Buddho anfangen? Was kann ihnen Buddho noch nützen, wenn sie sich schon fast auf dem Scheiterhaufen befinden? Warum haben sie nicht Buddho gelernt, als sie noch jung und gesund waren? Aber jetzt, da der Atem nur noch stoßweise kommt, geht man hin und sagt: "Mutter... Buddho, Buddho!" Warum Deine Zeit verschwenden? Du wirst sie nur konfus machen. Las sie in Frieden gehen.
Die Menschen wissen nicht, wie sie Probleme in ihren eigenen Herzen lösen können, sie haben keine Zuflucht. Sie werden schnell ärgerlich und haben eine Menge Wünsche. Warum das so ist? Weil sie keine Zuflucht haben.
Wenn Leute gerade geheiratet haben dann kommen sie ganz gut miteinander aus. Aber wenn sie jenseits der 50er sind, dann können sie einander nicht mehr verstehen. Was immer die Frau sagt, findet der Ehemann unerträglich. Die Ehefrau hingegen wird nicht zuhören, was auch immer der Mann zu sagen hat. Sie wenden sich gegenseitig den Rücken zu.
Ich kann deshalb so sprechen, weil ich nie eine Familie gehabt habe. Warum ich nie eine Familie hatte? Schon allein das Wort Haushalt reichte, um zu wissen, worum es sich dabei handelte. Was ist ein Haushalt? Es ist eine Art 'Halt'. Wenn jemand ein Seil nähme und uns anbinden würde, während wir hier sitzen, wie wäre das? Man könnte es als 'gehalten werden' bezeichnen. So fühlt es sich also an, 'gehalten zu werden'. Es ergibt sich ein Bereich des Eingesperrtseins. Der Mann lebt in seinem beschränkten Bereich, die Frau in ihrem.
Wenn ich das Wort 'Haushalt' lese, dann gibt mir das zu denken. Es handelt sich um keine geringfügige Angelegenheit, wirklich tödlich. Das Wort 'Halt' ist ein Symbol für Leiden. Man kann nirgendwo hingehen, man muss innerhalb seines Eingesperrtseins verharren.
Jetzt kommen wir zu dem Wort 'Haus'. Das bedeutet 'das, was Mühe macht'. Habt Ihr schon einmal Chillies geröstet? Das ganze Haus würgt und niest. Dieses Wort 'Haushalt' bedeutet Konfusion; es ist nicht der Mühe wert. Aufgrund dieses Wortes war ich in der Lage zu ordinieren und davor bewahrt zu entroben. 'Haushalt' ist beängstigend. Du sitzt fest und kannst nirgendwo hin. Probleme mit den Kindern, mit dem Geld und all den restlichen Dingen. Aber wo kann man hin? Man ist angebunden. Da sind Söhne und Töchter, Auseinandersetzungen mehr als genug bis zum Todestag, und man kann nirgendwo hin, unabhängig davon, wie viel Leiden herrscht. Die Tränen strömen und hören nicht auf. Die Tränen werden mit diesem 'Haushalt' nie beendet sein. Wenn es keinen Haushalt gibt, dann schafft Ihr es vielleicht, mit den Tränen aufzuhören, aber sonst nicht.
Denkt darüber nach. Wenn Ihr dem noch nicht begegnet seid, dann vielleicht später. Einige Leute haben das bereits bis zu einem gewissen Ausmaß erfahren. Andere sind bereits völlig am Ende... "Soll ich bleiben oder soll ich gehen?" In Wat Pah Pong gibt es etwa 70 bis 80 Hütten (kutis). Wenn sie fast alle belegt sind, dann sage ich dem Gäste-Mönch, er möge ein paar freihalten, nur für den Fall, dass jemand einen Streit mit dem Partner hat... Und wie gesagt, schon nach kurzer Zeit kommt eine Dame mit ihren Taschen... "Ich habe die Nase voll von der Welt, Luang Por." - "Huch! Sag das nicht so schnell. Solche Worte wiegen schwer." Dann kommt der Ehemann und sagt, er hätte auch die Nase voll. Nach zwei oder drei Tagen im Kloster verschwindet ihre Weltmüdigkeit.
Sie sagen, sie hätten genug, aber sie halten sich nur selbst zum Narren. Wenn sie in eine Hütte einziehen und dort mit sich selbst in der Stille sitzen, dann kommen nach einer Weile die Gedanken... "Wann wird meine Frau kommen und mich bitten, mit nach Hause zu gehen?" Sie wissen wirklich nicht, was los ist. Was ist mit ihrer 'Weltmüdigkeit'? Sie regen sich über etwas auf und kommen ins Kloster gerannt. Zu Hause sah alles nicht recht aus. Der Ehemann hatte unrecht, die Ehefrau hatte unrecht. Nach drei Tagen ruhigen Nachdenkens heißt es dann: "Hm, meine Frau war doch im Recht; ich bin es gewesen, der im Unrecht war." - "Mein Gatte hatte recht, ich hätte mich nicht so aufregen sollen." Sie vertauschen die Positionen. So ist das halt. Deswegen nehme ich die Welt nicht besonders ernst. Ich kenne sie bereits in- und auswendig, und deshalb wählte ich das Leben eines Mönchs.
Ich würde Euch gern den heutigen Vortrag als Hausaufgabe mitgeben. Ob Ihr auf den Feldern oder in der Stadt arbeitet, nehmt diese Worte und denkt darüber nach... "Warum bin ich geboren? Was kann ich mitnehmen'?" Fragt Euch das immer wieder. Wenn Ihr Euch diese Fragen oft stellt, dann werdet Ihr weise. Wenn Ihr über diese Dinge nicht reflektiert, dann werdet Ihr unwissend bleiben. Nachdem Ihr Euch den heutigen Vortrag angehört habt, mag sich etwas Verständnis einstellen, und wenn nicht jetzt, dann vielleicht später auf dem Heimweg. Oder vielleicht heute Abend. Während Ihr Euch den Vortrag anhört, ist alles sehr gedämpft, aber vielleicht warten die Dinge auf Euch im Auto. Wenn ihr Euch in Euer Auto setzt, sinkt es in Euch hinein. Und wenn Ihr dann zu Hause seid, mag alles klar sein... "Oh, das hat Luang Por damit gemeint. Ich konnte es vorher nicht sehen."
Ich glaube, es ist genug für heute. Wenn ich zu lange rede, dann wird dieser alte Körper müde.
[16] Bezeichnet Personen (Mönche und Nonnen), die ihren Hausstand und das Familienleben aufgegeben haben.
[17] Im Original wurde das Paliwort puñña benutzt, was wörtlich übersetzt Verdienst bedeutet. Im Buddhismus gibt es drei Arten verdienstvollen Wirkens: Durch Geben (dana), Tugend (sila) und Geistesentwicklung (bhavana).